Am 9. November dieses Jahres wird erstmals der neue „Gedenktag für Alltagsheilige“ begangen. Papst Franziskus hat ihn 2024 eingeführt, um das Glaubenszeugnis jener Christinnen und Christen zu würdigen, die in ihrem alltäglichen Leben aus dem Geist des Evangeliums handeln, ohne offiziell selig- oder heiliggesprochen zu sein. Mit diesem Tag möchte die Kirche sichtbar machen, dass Heiligkeit nicht einigen wenigen außergewöhnlichen Persönlichkeiten vorbehalten ist, sondern im Leben vieler Menschen konkret Gestalt annimmt – in Familie und Beruf, im Engagement für andere, in Treue und Fürsorge.
Für den 9. November, dem Weihetag der Lateranbasilika, werden im Folgenden liturgische Bausteine vorgestellt, die dabei helfen sollen, der „Alltagsheiligen“ zu gedenken.
Einleitung
- Variante 1:
Wir feiern heute den Weihetag der Lateranbasilika in Rom. Dass dieser Weihetag über die Stadt Rom hinaus gefeiert wird, hat seinen Grund darin, dass San Giovanni in Laterano die Bischofskirche des Papstes ist und somit für sich beansprucht, „Mutter und Haupt aller Kirchen“ zu sein, wie es die Inschrift an der Fassade der Kirche festhält. Der Titel und der damit verbundene Anspruch haben heute an Bedeutung verloren. Vielleicht war auch genau das der Grund, der Papst Franziskus im vergangenen Jahr bewogen hat, an diesem Tag der „Alltagsheiligen“ zu gedenken. Er meint damit alle Christinnen und Christen, die nicht im Rampenlicht der Verehrung stehen, sondern ihren Glauben ganz selbstverständlich gelebt haben und leben. Sie sind die vielen, lebendigen Steine, aus denen Kirche besteht. Ihnen ist es zu verdanken, dass diese Kirche eine nicht zu übersehende – vielleicht sogar prächtige – Größe ist, wie eben die Lateranbasilika in Rom. Zu Jesus, der aus diesen vielen unterschiedlichen Steinen seine Gemeinde baut, lasst uns rufen: …
- Variante 2:
Nach Katastropheneinsätzen werden sie in den Medien gefeiert: Rettungskräfte, hilfsbereite Nachbarn, Feuerwehrleute und viele mehr. Während der Corona-Pandemie wurden diese Männer und Frauen als Systemerhalter hervorgehoben und beklatscht. Damit wurde zumindest bewusst, dass es viele Alltagsheldinnen und -helden gibt, die nicht im Rampenlicht stehen, ohne die aber „nichts geht“. Ähnlich ist es, wenn wir an Heilige denken. Wir kennen herausragende Gestalten. Sie werden noch Jahrhunderte nach ihrem Tod gefeiert und sind so etwas wie die Helden der Kirche. Doch ohne die vielen Christinnen und Christen, die als Alltagsheilige „einfach da sind“, gäbe es diese Kirche nicht. – Heute feiern wir das Fest der Weihe der Laterankirche in Rom. Sie ist insofern von Bedeutung, als dass sie Symbol der Verbundenheit sowohl mit dem Papst als auch mit den Katholiken in aller Welt ist. Sie erinnert an die Gemeinschaft der Christen, die miteinander Kirche sind. Kirche – der Ort, der sich auf Jesus beruft und sein Werk weiterführen möchte. Zu ihm lasst uns rufen: …
Kyrie-Rufe
- Variante 1:
Herr Jesus Christus du hast uns in deine Kirche gerufen: Kyrie, eleison.
Du bist der Eckstein, der sie zusammenhält: Christe, eleison.
Du wirst das gute Werk, das du mit uns begonnen hast, vollenden: Kyrie, eleison.
- Variante 2:
Herr Jesus Christus, du hast uns in deine Kirche gerufen. Dein Vertrauen in uns, dort nach deinem Wort und Beispiel zu wirken, ist groß. Wir wissen, dass wir dieses Vertrauen nicht immer so erfüllen, wie es sein sollte. Dennoch hältst du an uns fest und gibst uns immer neu von deinem Geist. Zu Beginn unserer Feier machen wir uns dies wieder bewusst und erneuern unsere Bereitschaft, dir zu folgen. Zum Zeichen unserer Bereitschaft nehmen wir jetzt vom Weihwasser und rufen zu dir:
Vorbeter/in/Alle: Herr, erbarme dich. Christus, erbarme dich. Herr, erbarme dich.
Herr, wasche ab, was uns hindert zu dir, damit wir mit reinem Herzen dein Lob singen.
Predigtanregungen und Meditation
- Predigtentwurf zur 2. Lesung 1 Kor 3,9c–11.16–17:
Wenn wir den heutigen Festtag mit dem Gedanken an die „Alltagsheiligen“ verbinden, können wir an die Lesung aus dem ersten Korintherbrief anknüpfen. Paulus erinnert die von ihm ins Leben gerufene Gemeinde daran, dass er ihr zwar den Glauben gebracht hat, dass er dies aber nicht aus eigenem Antrieb getan hat und schon gar nicht, um sich zu profilieren. Vielmehr hat er auf Initiative Gottes ein Fundament gelegt, auf das weiter gebaut werden kann und soll. Das Fundament einer Gemeinde aber wird gebildet aus den Teilen, die ein jeder dazu einbringt, und in weiterer Folge aus den Bausteinen, die jeder dazu beisteuert. Diese sind klarerweise ganz verschieden. Da aber letztlich Gott am Werk ist, kann es nicht darum gehen, ob diese Bausteine größer oder kleiner sind, sondern dass jeder das tut, was Gott in ihn hineingelegt hat. Wenn dies der Fall ist, entsteht ein Gebäude für alle, das Gottes Gegenwart zeigt. Um dies zu verdeutlichen, vergleicht Paulus die Gemeinde von Korinth – und damit jede andere Gemeinde – mit einem prächtigen Tempel.
Man könnte es so verstehen: Durch einen Tempel ist Gott erfahrbar. Eine eindrucksvolle Architektur und die Atmosphäre, die von ihr ausgeht, tragen dazu bei. Noch eindrucksvoller erfahrbar aber ist Gottes Gegenwart durch eine Gemeinde, die nach einer anderen Architektur lebt, nämlich nach Gottes Vorstellungen von Leben und Miteinander – in ruhigen und in stürmischen Zeiten, an Festtagen und im Alltag, in den Höhen und Tiefen des Lebens. Dadurch entsteht eine Atmosphäre, die eben „anders“ ist, eine Atmosphäre des Heiligen, des mit Gott Verbundenen. Auch an anderen Stellen der Paulusbriefe kommt dies, vielleicht sogar deutlicher, zum Ausdruck.
Es seien hier vor allem an die Worte erinnert, mit denen der Apostel einige seiner Briefe beginnt, auch den ersten Korintherbrief, aus dem wir eben gehört haben: „Paulus an die Kirche Gottes, die in Korinth ist – die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen …“ (1 Kor 1,1); oder: „Paulus, an alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind“ (Phil 1,1); oder: „Paulus, Apostel Christi Jesu … an die heiligen und gläubigen Brüder in Christus, die in Kolossä sind“ (Kol 1,2). Hier bezeichnet er alle Christen als Heilige, als Gläubige und als Brüder. „Heilig“ hat demnach nichts mit besonderen Frömmigkeitsübungen zu tun, sondern bedeutet schlicht und einfach: zu Jesus Christus gehören, ihn zum Fundament des eigenen Lebens machen und darauf weiter bauen – mit den Gaben, die ihm Gott gegeben hat, damit daraus ein „Tempel des Heiligen Geistes“ wird (1 Kor 6,9). Anders gesagt: Wer zur Gemeinde Christi gehört, wer getauft ist, hat durch dieses Bekenntnis gesagt, dass er sich dem Denken und Handeln Jesu Christi angeschlossen hat. Es geht dabei aber nicht darum, ihn zu kopieren, sondern das eigene Leben und den eigenen Alltag durch seine Denk- und Handlungsweise leiten zu lassen.
Als Frau X oder Herr Y denken und handeln wie Jesus – wie kann das gehen? Die Evangelien geben dazu Hinweise. Wenn Jesus zu Menschen kam, fühlten sich diese von ihm angenommen. Sie erhielten ein gutes Wort, fühlten sich verstanden, konnten sich ausweinen, wussten sich nicht alleine. Sie spürten seine Aufrichtigkeit, schätzten seine klaren Worte, lernten von ihm, Akzente zu setzen. Er betete für sie, so dass sie neuen Mut fassten und im Glauben wachsen konnten. Seine Nähe machte ihr Leben heller, freundlicher, lebenswerter. Nun aber hat Gott in jeden von uns solche Qualitäten hineingelegt. In einem Gebet heißt es: „Gott, du hast uns verschiedene Gaben geschenkt. Keinem gabst du alles – und keinem nichts. Jedem gibst du einen Teil. Gib, dass wir einander dienen mit dem, was du einem jeden zum Nutzen aller gibst …“
Denken wir an Menschen in unserem Umkreis: Was schätzen wir an ihnen? Was verdanken wir ihnen? Wodurch geben sie ein Beispiel? Vieles geschieht hier unbewusst, selbstverständlich, „einfach so“. – Schauen wir aber auch auf uns: Was gelingt mir gut? Was tue ich gerne? Was ist mir ein Anliegen? Was – meine ich – mögen andere an mir? Heilige des Alltags sind – so kann man zusammenfassen – Menschen, die mein und dein Leben freundlicher machen. Sie haben offene Augen, sie hören zu, sie kümmern sich, sind „einfach da“.
Der Seelsorger und geistliche Schriftsteller Petrus Ceelen (1943–2024) formulierte es so:
Manche Menschen wissen nicht
wie wichtig es ist, dass sie einfach da sind.
Manche Menschen wissen nicht
wie gut es tut, sie nur zu sehen.
Manche Menschen wissen nicht
wie tröstlich ihr gütiges Lächeln wirkt.
Manche Menschen wissen nicht
wie wohltuend ihre Nähe ist.
Manche Menschen wissen nicht
wie viel ärmer wir ohne sie wären.
Manche Menschen wissen nicht
dass sie ein Geschenk des Himmels sind.
Sie wüssten es
würden wir es ihnen sagen.
Zurück zu Paulus. Im gleichen Korintherbrief befasst er sich nochmals mit Gaben, die einem jeden in der Gemeinde gegeben sind, und fasst zusammen: Wenn sie jeder nach seinem Vermögen einsetzt, deutet das auf Gottes Wirken in der Welt: „Kommt ein Ungläubiger oder Unkundiger zu euch herein, wird er auf sein Angesicht niederfallen, Gott anbeten und bekennen: Wahrhaftig, Gott ist unter euch“ (1 Kor 14,25). – Lassen wir uns durch den heutigen Feiertag dazu neu inspirieren!
Wir sind Gottes Bau.
Unser Fundament ist seine Gnade.
Sie ist erschienen in Jesus Christus.
Sein Geist wohnt in uns.
Er hat uns erwählt und geheiligt.
Wir sind sein Tempel.
Wir möchten Raum sein.
Ein Raum des liebevollen Zuhörens.
Ein Raum der offenen Ohren.
Ein Raum des aufrichtigen Zueinanders.
Ein Raum der ehrlichen Worte.
Ein Raum des Aufatmens für Atemlose.
Ein Raum der Geborgenheit für Suchende.
Ein Raum der Entlastung für Belastete.
Ein Raum der Freude für Bekümmerte.
Ein Raum mit einem freundlichen Gesicht.
Ein Raum mit einem fröhlichen Herzen.
Ein Raum mit ungekünsteltem Feingefühl.
Ein Raum mit festem Glauben.
Wir können Raum sein.
Wir sind Gottes Bau.
Seine Gnade ist unser Fundament.
Es ist uns gegeben in Jesus Christus.
Er hat uns erwählt.
Er hat uns geheiligt.
Sein Geist wirkt in uns.
Allgemeines Gebet – Fürbitten
- Variante 1:
Vorbereiten: Kirchenumriss aus Pappe, Blumen, Blütenblätter oder buntes Laub, Opferlichter oder Kerzen.
Wir wollen nun unseren Alltagsheiligen danken und für sie beten. Wer ihnen danken möchte, ist eingeladen, Blumen/Blätter auf den Kirchenumriss zu legen. Wer zusätzlich eine Bitte hinzufügen möchte, zündet eine Kerze an und stellt sie dazu.
Die Teilnehmenden sind eingeladen, freie Fürbitten zu formulieren, eine Kerze anzuzünden und sie am vorgesehenen Ort abzustellen. Jede Fürbitte wird abgeschlossen mit einem Fürbittruf (z. B. „Herr Jesus Christus. – Wir bitten dich, erhöre uns.“).
Herr Jesus, wir danken dir für alle diese Menschen. Ein jeder von ihnen ist ein Stein deiner Kirche (und unserer Gemeinde). Sie alle zusammen und alle, die wir noch in unser Gebet einschließen, zeigen auf ihre Weise deine Nähe. Wir bitten dich für sie und in ihren Anliegen um deinen Segen – heute und alle Tage.
- Variante 2:
Lasst uns beten zu unserem Herrn Jesus Christus. Er ist der Herr der Kirche, der uns und alle Menschen einlädt, ihm zu folgen und sein Reich mitzugestalten:
- Für Papst Leo, für alle Bischöfe und Priester und für alle, die in der Kirche eine Funktion ausüben. – Christus, höre uns.
- Für alle, die sich in unseren Gemeinden engagieren. …
- Für alle, die sich mit der Kirche zwar schwertun, sie aber trotzdem wertschätzen. …
- Für alle, die die offizielle Kirche verlassen haben, aber im Sinne Jesu ihr Leben führen. …
- Für alle, die sich auf die Aufnahme in die Kirche vorbereiten. …
- Für alle, die aus unserer Mitte verstorben sind. …
Herr Jesus Christus, schenke uns und allen, für die wir beten, deine Hilfe, deine Nähe und deinen Segen. Darum bitten wir heute und alle Tage.
Gebet
Lebendiger Gott, wir haben uns heute Gedanken über dein Wirken, über die Kirche und über alle gemacht, die zu ihr gehören. Gib, dass wir das, was wir von deiner Botschaft an die Menschen verstanden haben, in unserer Umgebung nicht nur weitersagen, sondern auch ausstrahlen. Dazu bitten wir um deinen Segen.
Segensbitte
Gott, der Vater, der uns Jesus gesandt hat, segne uns und alle, für die wir beten. – Amen.
Jesus, der Sohn Gottes, der uns Kunde vom Vater gebracht hat, segne uns und alle, denen wir von ihm erzählen. – Amen.
Der Heilige Geist, der uns zu einem Leben aus dem Glauben im Alltag stärkt, segne uns und alle, die mit uns gehen. – Amen.