Papstreise nach UngarnEin bisschen Kritik – und Lob für die Familienpolitik

Ungarisches Parlament in Budapest
© Pixabay

„Brüder und Schwestern, bitte, bitte: Öffnen wir die Türen!“ – wie zuvor erwartet fand Papst Franziskus bei seinem dreitägigen Besuch Ende April in Ungarn deutliche Worte mit Blick auf die Migrationspolitik des Landes. Auch wenn explizite Kritik an der Haltung von Ministerpräsident Viktor Orbán in diesem Bereich ausblieb, forderte er bei einer Messe vor dem ungarischen Parlament Offenheit gegenüber „den Fremden, den Anderen, den Migranten, den Armen“. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sprach Franziskus von „pubertärer Kriegstreiberei“. Er frage sich, wo die „schöpferischen Friedensbemühungen“ seien. Er bat: „Sprechen Sie mit Kiew und Moskau, mit Washington, Brüssel, Budapest und mit all jenen, ohne die es keinen Frieden geben kann.“ Man habe den Eindruck, „dem traurigen Untergang des gemeinsamen Traums vom Frieden beizuwohnen, während die Einzelkämpfer des Krieges Raum gewinnen“. Bei einem Treffen mit Geflüchteten dankte der Pontifex Gruppen und christlichen Privatpersonen, dass sie ukrainische Geflüchtete aufgenommen hatten. Außerdem traf Franziskus mit Jugendlichen zusammen und besuchte eine kirchliche Einrichtung für Menschen mit Behinderung.

Bereits am ersten Tag seines Aufenthaltes hatte der Papst gefordert, „dass wir als Europa an sicheren und legalen Wegen arbeiten, an gemeinsamen Mechanismen angesichts der epochalen Herausforderung, die nicht durch Zurückweisung eingedämmt werden kann, sondern angenommen werden muss“. In einer Grundsatzrede zu Europa sprach er sich für eine Balance zwischen europäischer Einigung und nationaler Identität aus. Es sei wesentlich, die europäische Seele wiederzuentdecken, „die Begeisterung und den Traum der Gründerväter, Staatsmänner, die es verstanden, über ihre eigene Zeit, über nationale Grenzen und unmittelbare Bedürfnisse hinauszublicken“. Kritisch äußerte er sich gegenüber der sogenannten „Gender-Kultur“ und Freiheitskonzepten, die „ein sinnwidriges ‚Recht auf Abtreibung‘ als Errungenschaft rühmen“, sowie nationalistischen Populisten. Lob gab es vom Papst hingegen etwa für die ungarische Familienpolitik.

Außerhalb des Programmes traf Franziskus auch den ehemaligen Außenamtschef des Moskauer Patriarchats und jetzigen Metropoliten von Ungarn, Erzbischof Hilarion. Bei dem Gespräch sei es nicht um politische Fragen gegangen, erläuterte Hilarion nach dem Treffen. Der Papst wiederum sagte, er respektiere Hilarion sehr und habe immer ein gutes Verhältnis zu ihm gehabt. Hilarion sei ein intelligenter Mensch, mit dem man reden könne. Während der traditionellen Pressekonferenz auf seinem Rückflug nahm Franziskus auch zu einer Vermittlerrolle des Vatikans zwischen Russland und der Ukraine Stellung: Er sei bereit, alles Notwendige zu tun. Mit seiner Aussage „Es ist eine Mission im Gang, wenn sie öffentlich ist, werde ich darüber sprechen“, sorgte er dann allerdings auch für Spekulationen, worin diese Mission bestehen könnte. Dana Kim Hansen-Strosche

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