Seit Menschengedenken blicken wir in den Himmel. Insbesondere die Sterne reichen tief in unser religiöses Bewusstsein hinein, gelten sie doch als Zeichen einer höheren, göttlichen Ordnung. Nicht zuletzt die rund 4000 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra zeugt davon. „Das Himmelsfirmament lädt ein, dass wir uns in die unermesslichen Weiten des Weltalls vertiefen, um das Bewusstsein zu weiten und den Sinn des Ganzen wahrzunehmen“, ist der katholische Seelsorger Alfred Hirsch überzeugt. Seit seinem 13. Lebensjahr fasziniert ihn die „atemberaubende Schönheit des Sternenhimmels“. Als er bei einem Freund erstmals durch ein Teleskop blickte, war seine Liebe zur Astronomie geweckt. Dafür möchte er auch seine Mitmenschen begeistern und ihnen Sternstunden bescheren, etwa indem er unter dem Motto „Rendezvous zwischen Spiritualität und Sternenhimmel“ nächtliche Spaziergänge anbietet.
Jetzt hat der Gemeindereferent seine Gedanken zum Sternenhimmel zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Die Lektüre schenkt informative und spirituelle Lichtblicke gleichermaßen. „In jedem von uns gibt es die Sehnsucht nach Licht. Damit verbinde ich den Wunsch nach Wahrheit und Klarheit über den Sinn des Lebens. Das ist der Urgrund aller Motivation, die uns in Bewegung bringt, uns auf die Suche nach einem spirituellen Leben zu begeben“, schreibt Hirsch.
Er verweist auch immer wieder auf das Buch der Bücher, die Bibel. Darin wimmelt es nur so von Gestirnen, die auf Gottes Gegenwart hinweisen. Abraham wird zum Beispiel prophezeit, dass seine Nachkommen so zahlreich werden, wie die Sterne am Himmel. In den Psalmen wiederum heißt es: „Lobt den Herrn vom Himmel her ... lobt ihn, Sonne und Mond, / lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne“ (148,1–3). Und: „Er bestimmt die Zahl der Sterne / und ruft sie alle mit Namen“ (147,4).
Ein Stern über Bethlehem verkündete laut Matthäusevangelium die Geburt des Messias. Mittlerweile ist die moderne Astronomie in der Lage, ein genaues Bild vom Himmel über Jerusalem im Jahr 7 v. Chr. zu erstellen. Für den 12. November jenes Jahres lässt sich die Begegnung der Planeten Jupiter und Saturn nachweisen. War dies das reale Vorbild für die Erzählung vom Messiasstern? Matthäus jedenfalls beschreibt in seinem Evangelium, wie sich die Sterndeuter aus dem Osten auf den Weg machten: „Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt“ (2,10).
Ein Blick in den Sternenhimmel genügt, um zu erkennen, dass Menschen im großen Kosmos Staubkörnern gleichen. Das Bewusstsein dafür kann, wenn man Hirschs Darlegungen weiterdenkt, die Ehrfurcht vor Leben und Natur fördern, den Glauben an Gottes Schöpfung stärken sowie zu Gottes- und Nächstenliebe motivieren. Die Unendlichkeit des Universums macht demütig. Oder um es mit den Worten aus dem weisheitlichen Lehr- und Lebensbuch Jesus Sirach (43,9) zu sagen: „Des Himmels Schönheit und Pracht sind die Sterne, / ein strahlender Schmuck in den Höhen Gottes.“