Schon Johann Gottfried Herder nannte Legenden nicht etwa fromme Lügen, sondern „Andacht, ein Aufmerken des Göttlichen ringsumher“. Und Andacht ist „die Gewissheit, dass Gott in der Welt gegenwärtig ist“, so die Theologin, Germanistin und Publizistin Elisabeth Hurth, die diese „Christuslegenden zur Weihnacht“ zusammengestellt hat.
Wir finden mittelalterliche Texte, etwa von Jacobus de Voragine, Geschichten von Kinder- und Jugendliteratinnen wie Paula Dehmel oder Sophie Reinheimer; der Prophet Jesaja kommt ebenso zu Wort wie Autorinnen der Gegenwart. Wir stehen als Lesende mit an der Krippe, erleben Jesus in der Kindheit, verfolgen Gespräche im Himmel und erfahren von blauen Blumen und tauben Knechten. Wo die Legende so frei fluten darf, entfaltet sie eine heimelige Kraft – gerade in der Weihnachtszeit.