Das neue vatikanische Veto gegen ReformenUnd wie jetzt weiter?

Nach der erneuten vatikanischen Intervention gegen den Synodalen Weg herrschen weithin Frust und Ratlosigkeit – während konservative Kreise das vermeintliche Ende des Reformdialogs feiern. Wie soll es weitergehen? Diskutieren Sie mit!

Mehr rote Linie geht nicht. Kurz bevor die deutschen Bischöfe über die Satzung des Synodalen Ausschusses beschließen wollten, kam der erneute Ordnungsruf aus Rom. In einem Brief bekräftigten die Kardinäle und Behördenleiter Pietro Parolin (Staatssekretariat), Manuel Fernández (Glaubensdikasterium) und Robert Prevost (Bischofsdikasterium), die katholische Kirche in Deutschland sei nicht befugt, ein Gremium zu gründen, in dem außer den Bischöfen auch Laien über kirchliche Grundsatzfragen mitentscheiden. Würden die Deutschen auf ihrem Reformweg weitergehen – so die ultimative, kaum verhohlene Drohung –, werde man die geplanten Gespräche darüber streichen.

Und weil Medienarbeit heute alles ist, meldete sich flankierend der Wiener Kardinal Christoph Schönborn zu Wort. Auf communio.de beschwor er das Schreckgespenst der Kirchenspaltung: Die deutschen Bischöfe müssten sich „ernsthaft fragen, ob sie wirklich aus der Communio mit und unter dem Papst ausscheren oder sie nicht vielmehr loyal annehmen wollen. Die Weigerung einzulenken, wäre obstinatio – klares Anzeichen eines Schismas.“

Auch Walter Kasper hieb in diese Kerbe. Die Hoffnungen des Synodalen Wegs seien „von allem Anfang an irreal“ gewesen, schrieb auch er auf communio.de. An der „völlig klaren und eindeutigen Absage“ an ein gemeinsames Entscheidungsgremium könne es keinen Zweifel mehr geben, es sei „definitiv ausgeschlossen“. Ausdrücklich warnte der Kardinal vor „neuen trickreichen Uminterpretationen“ des vatikanischen Machtworts.

Angesichts dieses massiven Drucks blieb Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, wohl keine andere Wahl, als die geplante Abstimmung abzusagen. „Wir wollen und können nicht über den römischen Einspruch hinweggehen“, so Bätzing. „Im Respekt vor den römischen Verantwortlichen“ habe er den Punkt von der Tagesordnung genommen. „Jetzt muss geredet werden.“ Dabei ließ es sich der Vorsitzende nicht nehmen, die sehr eigene vatikanische Dialogkultur zu kritisieren. Man erwarte „sehnlichst“ konkrete Gespräche mit den römischen Stellen, erklärte er. Manchmal dauere es aber ein halbes Jahr, bevor es Terminzusagen gebe. „Für die Verzögerung liegt die Verantwortung klar auf der Seite Roms.“

Wie bewerten Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Situation? Schreiben Sie uns! Sind Sie bei Walter Kasper, der sagt, dass Reformen nur das Anliegen einer lauten Minderheit sind? „Jeder Orientierte weiß, wie viele der noch praktizierenden Gläubigen, die keine öffentliche Stimme haben, zutiefst verstört sind“, behauptet er – obwohl laut Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung 96 Prozent der Katholikinnen und Katholiken in Deutschland erklären, dass sich ihre Kirche grundlegend verändern müsse, wenn sie eine Zukunft haben wolle.

Finden Sie, „dass es problematisch war, aus dem Missbrauchsskandal direkte Reformforderungen ableiten zu wollen“ (wie es der Journalist Volker Resing auf katholisch.de formuliert)?

Oder finden Sie, dass systemische Probleme systemisch angegangen werden müssen? Und was sagen Sie zur Einschätzung von Annette Zoch, die in der Süddeutschen Zeitung schreibt, mit der erneuten Verweigerung von Reformen gehe die Kirche weiter den Weg in die Selbstverzwergung?

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