Tag der Diakonin am 29. AprilGerechtigkeit am Horizont?

Selbst das katholische Lehramt werde irgendwann den Kampf gegen die Gleichberechtigung der Frau verlieren, meinte Hans Küng. Die Weihe von Diakoninnen wäre eine entscheidende Etappe.

Historische Persönlichkeiten können sich nicht dagegen wehren, wenn sie vereinnahmt werden. Und so muss auch Katharina von Siena ertragen, dass der Vatikan zu ihrem Todes- und Gedenktag am 29. April vor allem an ihre Papsttreue erinnert. „Christus will, dass wir seinem Stellvertreter gehorchen – selbst wenn der Papst ein fleischgewordener Teufel wäre.“ Dieser Satz Katharinas sei „heute besonders bedenkenswert“, heißt es vielsagend im Heiligenkalender aus Rom.

Katharina als Kronzeugin eines unkritischen, ja eines regelrechten Kadavergehorsams? Natürlich ist das Folgende formal ebenso eine Vereinnahmung. Aber es spricht einiges dafür, aus dem Lebenslauf der großen Heiligen genau das Gegenteil der vatikanischen Ermahnung abzuleiten. Katharina stammte aus ärmsten Verhältnissen, konnte weder lesen noch schreiben. Doch aufgrund mystischer Erfahrungen wusste sie sich von Gott berufen, zuerst in ihre Klosterzelle und dann in die Öffentlichkeit zu gehen. Katharina wies weltliche und geistliche Fürsten zurecht, selbst Päpste. Alle mahnte sie zu Aufrichtigkeit.

Es gibt also Gründe genug anzunehmen, dass die Kirchenlehrerin auch heute konsequent auf der Seite derer stünde, die Missstände anprangern und sich für bessere Verhältnisse einsetzen. Dazu gehören die Menschen – Frauen und Männer –, die dafür kämpfen, dass es in der katholischen Kirche Geschlechtergerechtigkeit gibt. Die Reformkräfte haben sich mit Katharina wohl die richtige Patronin ausgesucht. Alljährlich am 29. April begehen sie den Tag der Diakonin, an dem sie Bewegung in der „Frauenfrage“ fordern.

Die Ablehnung der Weihe ins geistliche Amt ist nach wie vor der Ernstfall, an dem die Diskriminierung von Frauen in der katholischen Kirche augenfällig wird. Ist Ihnen das zu hart formuliert? Es geht keineswegs gegen die vielen, vielen überzeugenden und integren Priester, die ich erleben durfte. Aber je älter ich werde, umso mehr finde ich, dass man es gar nicht klar genug beim Namen nennen kann. Da ist auch spirituell nichts zu überhöhen – von wegen, Priestersein bedeute ja in erster Linie Dienen, „Priesterleben – Opferleben“, vollkommenere (sic!) Nachfolge Christi ... Und selbst wenn man all das gelten ließe, warum sollten nicht auch Frauen dazu berufen sein? Nein, sagen wir es, wie es ist: Priester- und Diakonsein bleibt in der katholischen Kirche im Jahr 2024, sechseinhalb Jahrhunderte nach Katharina, ein Privileg, das Männern vorbehalten ist.

Die Gegner des Diakonats der Frau argumentieren gern, dass sich in der Geschichte keine eindeutigen Belege für ein sakramentales Diakoninnenamt finden lassen – deshalb könne es das heute nicht geben. Entschuldigung, aber wenn wir auch sonst nach diesem Prinzip vorgingen, könnte niemand von uns ein Telefon benutzen ... Warum dürfen denn unsere Zeit mit ihren Herausforderungen sowie unsere theologischen Erkenntnisse nicht Grundlage unseres Handelns sein?

Trotz aller Widerstände haben sich zuletzt wieder 13 Frauen zur Diakonin ausbilden lassen. „Sie sind ein Segen für unsere Kirche“, schrieb ihnen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Solche Wertschätzung ist schon mal gut. Jetzt müssten die Frauen „nur noch“ geweiht werden, um ihren Dienst auch ausüben zu können. Verkündigung in Wort und Tat eben – wie einst bei Katharina.

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