Synodalität weltweitNur ein Elitendiskurs?

Papst Franziskus hat dem Synodalen Weg vorgeworfen, zu sehr ein Elitendiskurs zu sein. Doch wie will man Synodalität anders organisieren?

Stefan Orth, Chefredakteur der Herder Korrespondenz
Stefan Orth, Chefredakteur der Herder Korrespondenz

Wenn man auf internationalem Parkett auf den Synodalen Weg zu sprechen kommt, ist man rasch bei den Voraussetzungen, die so in anderen Ländern nicht gegeben sind. Das fängt mit den finanziellen Möglichkeiten für die Organisation der Synodalversammlungen an und endet nicht bei den vergleichsweise vielen Theologieprofessoren an staatlichen Universitäten. Für alle Vorbehalte, weil die Bedingungen schon in Europa und erst recht in anderen Weltregionen andere sind, sollte man deshalb Verständnis haben.

Bei der von der Herder Korrespondenz mitveranstalteten Tagung am vergangenen Donnerstagabend in der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom ist aber auch deutlich geworden, wo die Vorteile liegen. Nicht nur der Essener Bischof, Franz-Josef Overbeck, hob hervor, wie wichtig ein strukturierter Dialog ist, um die gravierenden Glaubwürdigkeitsprobleme des Katholizismus, keinesfalls nur in Deutschland anzugehen. Das mag genauso wenig überraschen wie die Hinweise von ZdK-Vizepräsidentin Birgit Mock auf die Erfolge des Synodalen Wegs. Aber sowohl die Verantwortliche im Steuerungskomitee für den „Synodal Pathway“ in Irland, Nicola Brady, als auch vor allem die Französin Monique Baujard betonten die wichtigen Vorarbeiten des deutschen Weges für die synodalen Prozesse weltweit.

Papst Franziskus hat dem Synodalen Weg vorgeworfen, zu sehr ein Elitendiskurs zu sein. Natürlich hat er Recht damit, dass nicht die Interessen kirchlicher Eliten wichtigster Teil des Diskurses sein dürfen. Im Gegenteil. Er verkennt dabei allerdings zum einen, dass die Synodalen in Frankfurt die Einwände einer großen Mehrheit „der Gläubigen“ ins Wort gebracht haben. Und schon allein angesichts der Tatsache, dass über die Diözesanräte und Verbände ein großes Spektrum von Katholizität vertreten war und die nicht wenigen Vertreter der kirchlichen Hilfswerke auch aus den Erfahrungen der Breite der Gesellschaft inklusiver internationaler Nöte schöpfen, muss man hier differenzieren. Vor allem ist doch die Frage, wie man Synodalität anders organisieren will. Auch beim Treffen im Oktober im Vatikan werden nicht die Randständigen in der Synodenaula sitzen, sondern gut ausgebildete, erfahrene, bestens vernetzte und sprechfähige Vertreter der Kurie und der Ortskirchen.

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