Ihre PostLeserbriefe

Übermensch

Zum Zeitgang „Zerbrechliche Sehnsucht“ (CIG Nr. 14, S. 3)

Moritz Findeisen bringt mit erfreulicher Offenheit sein Misstrauen gegenüber der „suggestiven Gewissheit“ mancher Osterlieder zum Ausdruck. Ich finde sogar, dass das von ihm zitierte Osterlied Das Grab ist leer – weiter heißt es: „der Held erwacht“ – geradezu unchristlich ist. Jesus erscheint darin wie eine Art Superheld, der die übermenschliche Kraft besitzt, sogar den Tod zu besiegen, eine Fähigkeit, die uns Normalmenschen abgeht. Wenn Ostern wirklich eine Botschaft der Hoffnung beinhaltet, dann doch diese, dass Gott uns, wie zuvor Jesus, zu neuem Leben erweckt.

Hermann Westbrock, Hamminkeln

Was ich nicht gut finde, ist das Bestreben des Autors, anderen ihren Glauben und ihre damit verbundene Freude kleinzureden. Konkret kritisiert er „Triumphalismus“. Aber ich kann mir keinen begründeteren Anlass für Triumph vorstellen als den Sieg über den Tod durch die Auferstehung. Wie kann man verlangen, dass die Osterbotschaft „bescheidener“ auftreten sollte? Dass mit der Auferstehung Christi alles irdische Leid in der Welt verschwinden sollte, steht nirgendwo.

Peter Wittmann, Göttingen

So klar die Melodie ist, so scheue ich mich schon lange, dieses „Das-Grab-ist-leer“-Heldenepos zu singen. Unser österlicher Glaube ist ein tastendes Suchen, ein hoffendes Nachvorneschauen, eine Ahnung, dass Leben mehr ist als die physische Daseinsweise. Die Dimension, die wir nur erahnen, erhoffen und vielleicht als ein behutsames Streifen der Ewigkeit im Alltag erfahren können, ist zerbrechlich und leicht zu erschüttern. Begegnung mit dem Auferstandenen geschieht auf dem Weg, wenn wir in Bewegung sind, wenn wir unsere Leid- und Todeserfahrungen miteinander teilen und einander darin Neues – neues Leben, neue Ahnung vom Leben – schenken. Auch für mich ist der Emmaustext der realistischere Oster„bericht“. Ostern geschieht in der Begegnung, Auferstehung geschieht dort, wo der Mensch aufstehen kann aus seiner Tiefe. Nicht umsonst ist in diesem Jahr der schwere Stein, der weggerollt war, so häufig thematisiert worden! Die Schwere des Lebens in aller Vielfalt lässt keinen Oster-Triumphjubel zu. Vielleicht ist das die eigentliche Osterbotschaft, die uns Christen in diesen Tagen mitgegeben wird.

Monika Dittmann, Walluf

Paulus wisse nichts vom leeren Grab, schreiben Sie. Das aber spricht nicht per se gegen das leere Grab. Paulus brauchte dieses Motiv für seine Verkündigung nicht. Das ist für mich eine schlüssige Erklärung.

Hermann Kast, Speyer

Geheimnisse

Zum „Zitat der Woche“ (CIG Nr. 14, S. 2)

Die Missachtung des Geheimnisses, „wann und wie Gott wirkt“, durch Autoritäten beinhaltet zugleich die Degradierung Gottes in seiner Allmacht und seinem Wirken. Ebenso wird die Würde und die Autonomie des einzelnen Menschen degradiert; denn durch seine Gotteskindschaft besteht eine individuelle, einmalige, persönliche Beziehung des einzelnen Menschen zu Gott, die nicht durch autoritäre Machenschaften von außen manipuliert werden darf. Das Geheimnis Gott-Mensch ist einmalig, nicht für andere zugänglich und auch nicht pauschal zu beurteilen. Deshalb sollten wir dem Autor für die Thematisierung des Problems dankbar sein.

Hannele Wolf, Mainz

Empfang

Zum Artikel „Ostern in uns“ (CIG Nr. 14, S. 20)

Ich bin über einen Satz gestolpert: „Der Auferstandene kann immer und überall anwesend sein – umso mehr in der von ihm gewählten Form von Brot und Wein, die er zu seinem Leib und Blut wandelt.“ Ein Mehr an Anwesenheit kann es als solche nicht geben. Für manche Gläubige ist es vielleicht einfacher, dann die Anwesenheit zu erleben – auch für mich gelegentlich. Aber Sie schreiben vollkommen richtig, dass Er überall und immer anwesend sein kann – womöglich: ist (!) –, nur sind wir nicht stets im Empfangsmodus. Ja, es geht um eine Wandlung in uns, aber dazu gibt es verschiedene Wege, sich beim Namen rufen zu lassen, sich auf dem Weg von Ihm finden und sich das Brot von Ihm brechen zu lassen, oder eben auch in der Messe. Sie kann nur eine Möglichkeit von vielen sein. Und ist die Vorstellung nicht großartig, Ihn überall und immer treffen sowie Seine wandelnde Kraft spüren zu können?

Sera René Zentiks, Berlin


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