Im Blick auf meine eigene Biographie schaue ich nicht ohne Schuldbewusstsein auf meine ersten Jahre als Kaplan in Nürnberg, wo ich (wie überhaupt viele aus unserer Generation) biblische Geschichten vor allem als Forderungen ausgelegt habe: So haben wir die Geschichte von Joh 8,1–11 (die Begegnung Jesu mit der Ehebrecherin) vorschnell dahingehend interpretiert, dass auch wir Menschen so miteinander umzugehen hätten. So stellte ich mir die „Erneuerung der Kirche“ vor, zu der das Zweite Vatikanum mit ähnlicher Betonung des menschlichen Tuns aufgerufen hat.
Von Ottmar Fuchs