Warum einen Stammbaum anlegen?
Beschäftigen sich Kinder mit ihrem Stammbaum, so kann dies für sie eine gute Gelegenheit sein, ihre Herkunft besser nachzuvollziehen. Sie haben die Möglichkeit, Geschichten von verwandten Personen, die sie evtl. nie kennenlernen konnten, zu hören und sich diese auf Fotos anzuschauen. Da solch eine Aktion nur mit Unterstützung der Eltern durchzuführen ist, machen auch sie mitunter spannende und vielleicht auch verbindende Erfahrungen.
Insbesondere für Familien, die ihre Heimat verlassen mussten, kann ein Stammbaum eine gute Möglichkeit sein, sich an alle zu erinnern, die ihnen lieb und wichtig sind. Falls keine Fotos mehr vorhanden sind, kann auf diese Weise eine neue Form des Andenkens entstehen.
Wie in der Kita vorgehen?
Führen Sie diese Aktion mit einer überschaubaren Anzahl an Kindern durch, damit Sie sich bei Bedarf jederzeit gut mit einem einzelnen Kind über seine mitgebrachten Materialien austauschen und es bei der Anordnung für den Stammbaum unterstützen können.
Hängen Sie zum Einstieg einen beispielhaften Stammbaum in Augenhöhe der Kinder auf und betrachten Sie ihn gemeinsam. Dabei könnte es sich entweder um Ihren eigenen, um einen fiktiven oder um einen historischen Stammbaum handeln. Beispiele hierfür finden Sie über die gängigen Suchmaschinen im Internet. Fragen Sie die Kinder, um was es sich bei diesem Bild handeln könnte und lassen Sie sie Vermutungen anstellen, was alles abgebildet ist. Gehen Sie gemeinsam die einzelnen Stammbaumebenen und Verbindungslinien durch. Schlagen Sie den Kindern nun vor, eigene Stammbäume zu gestalten.
Wie die Eltern einbeziehen?
Um die benötigten Informationen zu erhalten, ist es unabdingbar, die Familien der Kinder vorab um Unterstützung zu bitten. Eltern, Großeltern und evtl. weitere Verwandte wie Onkel oder Tanten – je ausführlicher ein Stammbaum werden soll, desto mehr Personen sind gefragt, daran mitzuarbeiten. Folgendes ist wichtig, um die Stammbaumaktion vorzubereiten:
- Materialausstattung: Stellen Sie für jede Familie ein „Stammbaumpaket“ zusammen. Packen Sie dazu ca. 40 Karteikarten in je einen Schuhkarton oder einen großen und festen Briefumschlag. Optional können Sie die Kärtchen aus größeren Papierbogen und mithilfe einer Schneidemaschine auch selbst zuschneiden. Halten Sie in der Kita weitere Karteikarten bereit, falls den Familien die Kärtchen nicht ausreichen. Legen Sie dem Stammbaumpaket einen Elternbrief bei, in dem Sie Ihr Vorhaben erklären und kurz erläutern, was es für die Familienangehörigen zu tun gibt (s. folgende Punkte).
- Informationsbeschaffung: Über einen festgelegten Zeitraum (z. B. eine Woche) beschriften die Eltern gemeinsam mit ihrem Kind die Kärtchen. Dazu überlegen sie, wer alles zur Familie gehört und legen zu jeder Person eine Karte an. Hierauf vermerken sie den jeweiligen Vornamen und den Verwandtschaftsgrad. Genauso interessant sind Geburtsund ggf. Todesjahr sowie Kosenamen oder Nachnamen, sofern diese anders lauten als der Nachname des Kindes. Leben Familien weit verstreut, sind zudem die Wohnorte nützliche Angaben auf den Kärtchen. Fehlen Informationen zu Verwandten oder soll der Stammbaum Personen aus früheren Generationen (z. B. Urgroßeltern) beinhalten, befragen die Eltern und das Kind auch weitere Familienangehörige. Klassischerweise umfasst ein Stammbaum nur Blutsverwandte. Die Kinder können genauso Personen aufnehmen, die ihnen wichtig, jedoch nicht mit ihnen verwandt sind.
- Bebilderung: Optimalerweise umfasst der finale Stammbaum jedes Kindes so viele Fotos wie möglich. Bitten Sie die Eltern dementsprechend, gemeinsam mit ihren Kindern nach Fotos der einzelnen Verwandten zu suchen, die die Kinder verwenden können. Weisen Sie die Eltern jedoch darauf hin, dass sie von jeder Person, die im Stammbaum erscheinen soll, eine Erlaubnis benötigen. Bieten Sie bei Bedarf an, die Fotos in der Kita einzuscannen und auszudrucken.
Wie den Stammbaum aufbauen?
Hierzu stattet sich jedes Kind mit einem Tonpapierbogen aus und ordnet auf diesem seine gemeinsam mit den Eltern erstellten Kärtchen bzw. gesammelten Fotos an. In gängigen Stammbäumen stehen oft die jüngsten Familienmitglieder unten und generell sind alle Namen generationenweise aufeinanderfolgend angeordnet. Für Kinder ist es jedoch logischer und besser zu überblicken, wenn der Stammbaum von ihnen ausgeht. Deshalb legen die Kinder ihre Stammbäume auf dem Tonpapierbogen so an, dass ihre eigenen Fotos sich jeweils oben in der Mitte befinden und sich von dort aus die Kärtchen aller Verwandten nach unten erstrecken. Ob dabei alle Verwandten einer Generation auf derselben Höhe stehen, entscheiden Sie mit den Kindern am besten von Fall zu Fall.
Haben die Kinder Geschwister, platzieren sie deren Kärtchen und Fotos auf der Höhe des eigenen Namens, evtl. ihrem Alter entsprechend angeordnet. Darunter folgen die Eltern. Führen die Kinder auch ihre Tanten und Onkel sowie deren Kinder mit auf, gilt es, entsprechend mehr Abstand einzuplanen. Unter den Kärtchen von Mutter und Vater folgen die der Großeltern usw.
Wenn alle mitgebrachten Kärtchen und Fotos angeordnet und die Kinder damit zufrieden sind, zeichnen sie Verbindungslinien von Person zu Person und ggf. Symbole wie bspw. Eheringe für verheiratete Paare. Die Kinder können ihren Stammbaum darüber hinaus auch individuell ausgestalten. Zum Schluss kleben sie alle Fotos und Kärtchen auf dem Tonpapier fest.
Sind alle abgebildeten Personen damit einverstanden, hängen Sie die Stammbäume in der Kita auf. Die Kinder können Interessierten dann ihre Stammbäume erklären und erzählen, welche Personen hierauf Platz gefunden haben und was sie über diese wissen.
Materialien
- 1 Musterstammbaum
- 1 Schuhkarton oder
- 1 großer Briefumschlag pro Kind
- Blankokarteikarten in DIN-A8-Größe optional 1 Schneidemaschine und festes Papier
- 1 Computer mit Farbdrucker und ggf. Scanner
- 1 Bogen Tonpapier pro Kind, mind. in DIN-A3-Größe
- farbige Stifte
- Klebstoff
Kompetenzen fördern
ICH-KOMPETENZ
- Die Kinder erfahren etwas über ihre Biografie undihre Familiengeschichte.
SACHKOMPETENZ
- Sie visualisieren (evtl. komplexe) Verwandtschaftsverhältnisse in einem Stammbaum.
- Die Kinder erfahren, wer alles zu ihrer Familie gehört und eignen sich Fertigkeiten an, das darzustellen.