Vor einer „Romantisierung“ des assistierten Suizids hat der Deutsche Caritasverband gewarnt. Diese könne dazu führen, dass eine Beendigung des eigenen Lebens als normale oder gar erstrebenswerte Option neben anderen erscheine. Schlimmstenfalls würde sogar der gesellschaftliche Druck auf ältere Menschen steigen, einen solchen Weg für sich zu erwägen. „Insbesondere alte Frauen sehen sich in der Verantwortung, niemandem zur Last zu fallen, und nehmen die Angebote für assistierten Suizid als notwendig zu prüfende Handlungsoption wahr“, skizziert Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa eine bedrohliche Entwicklung.
Anlass für die ins Wort gebrachte Sorge des Wohlfahrsverbandes ist die Berichterstattung über Alice und Ellen Kessler. Etliche Medien hatten den Freitod der prominenten Zwillinge geradezu idealisiert: als souveräne Entscheidung, als Wunsch, „vereint“ zu sterben, anstatt womöglich „ins Heim“ gehen zu müssen. Es werde jedoch kaum gefragt, ob ihr Schritt nicht womöglich auch „als Ausdruck von Ausweglosigkeit und Verzweiflung zu werten ist, gegen die das soziale Umfeld hätte etwas tun können“, so Welskop-Deffaa.