Konzertreihe von Roger WatersFreie Bühne für antisemitische Symbolik?

Der frühere „Pink Floyd“-Sänger tourt trotz antisemitischer Aussagen durch Deutschland. Von Kirchen ist dazu unterm Strich nur wenig zu hören.

Isabel Barragán
Isabel Barragán, freie Journalistin© privat

Roger Waters darf in Frankfurt auftreten: Die Nachricht stieß in diesen Tagen auf Empörung. Derzeit tourt Waters, ehemaliges Gründungsmitglied der Rockband „Pink Floyd“, durch Deutschland. Gegen den britischen Sänger wurden immer wieder Antisemitismusvorwürfe laut. Zu seinem festen Konzertrepertoire gehört ein übergroßes Ballonschwein mit Davidstern. Dazu unterstützt Waters die in Teilen antisemitische Bewegung BDS („Boykott, Divestment and Sanctions“). Selbst Polly Samson, Frau seines ehemaligen Pink-Floyd-Bandkollegen David Gilmour, kommentierte auf Twitter: „Leider, Roger Waters, bist du antisemitisch bis aufs Mark.“

Das geplante Konzert in der Messehalle Frankfurt ist vor diesem Hintergrund mehr als geschmacklos: Im Jahr 1938 wurden in der Halle rund 3000 jüdische Männer gefoltert und anschließend deportiert. Die Stadt Frankfurt und das Bundesland Hessen versuchten deshalb, das Konzert abzublasen – und scheiterten vor Gericht: Zwar bediene sich Walters in seiner Bühnenshow einer an die nationalsozialistische Herrschaft angelehnten Symbolik, so die Begründung. Entscheidend sei aber, dass der Auftritt „in seiner Gesamtschau nicht den Schluss zulasse, dass der Antragsteller nationalsozialistische Gräueltaten verherrliche oder relativiere oder sich mit der nationalsozialistischen Rassenideologie identifiziere“.

Jüdische Vertreter reagierten entsetzt. „Es ist unerklärlich, wie eine offenkundige Anlehnung an nationalsozialistische Symbolik keine juristischen Konsequenzen haben soll“, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, der „Jüdischen Allgemeinen“. „Volksverhetzung ist verfassungswidrig und niemals nur eine Geschmacklosigkeit.“ Von christlichen Glaubensgemeinschaften hörte man dagegen überraschend wenig: Der Rat der Religionen hatte die Stadt München zwar dazu aufgefordert vor Gericht zu ziehen. Dass die Stadt das Konzert erlaubt, sei „befremdlich und nicht nachvollziehbar“. Seitdem aber scheint das Thema vom Tisch. Auch in Hamburg blieb es vor und nach dem Auftaktkonzert Anfang Mai ruhig. „Ein Gericht in Frankfurt hat entschieden, dass ich kein Antisemit bin. Ausgezeichnet“, tönte es von der Bühne. Die Fans jubelten.

Vor allem in Köln gab es laute Proteste: Ein Bündnis aus Kirchen, Judentum und Politik ging anlässlich des Konzerts von Roger Waters auf die Straße und hisste Plakate: „Roger Waters verbreitet antisemitische Aussagen“. Auch der Kölner Stadtdechant Robert Kleine verurteilte den Auftritt in einem Statement: Jüngste Äußerungen von Roger Waters seien „in vielerlei Hinsicht geschmacklos, subtil, geschichtsklitternd und antisemitisch“. Und weiter: So „fordern wir als katholische Kirche in Köln klar und deutlich: Keine Bühne für Antisemitismus.“

Warum gab es nicht mehr solcher Aktionen? Der Gebrauch antisemitischer Symbolik darf nicht nur Gegenstand juristischer Verhandlungen sein. Hier stehen auch christliche Werte auf dem Spiel.

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