Briefmarken mit christlichen MotivenWerft die Freistempler weg!

Die Deutsche Post gibt regelmäßig Briefmarken mit christlichen Motiven heraus. Allerdings verwenden die Kirchen diese Postwertzeichen, die ihre Anliegen transportieren, gar nicht selbst. Eine vertane Chance.

Benjamin Lassiwe
Benjamin Lassiwe, ständiger Mitarbeiter der Herder Korrespondenz© Ralf Zöllner

Zu Ostern gab es wieder einmal Post von der Kirche. Eine freundliche Grußkarte, die auf Ostern und die Auferstehung hinwies. Eine schöne Geste und zugleich eine gute Möglichkeit, die Osterbotschaft unter die Menschen zu bringen. Allein: Auf dem Briefumschlag prangte der einheitsblaue 85-Cent-Abdruck eines Freistempelautomaten. Muss das wirklich sein?

Schon seit vielen Jahren machen die Vertretungen beider großer Kirchen in der Bundeshauptstadt regelmäßig Vorschläge für Briefmarken mit christlichen Motiven. 2017 erschien ein Postwertzeichen zum 500. Jahrestag der Reformation mit dem Cranach-Porträt von Martin Luther. 2018 gab es Marken zu den Lübecker Märtyrern und zum Wormser Dom, 2019 zu Huldrych Zwingli, 2020 zu Frauen der Reformation und der Heiligen Katharina Kasper, 2021 zum Kindermissionswerk und der Telefonseelsorge, 2022 zum Jubiläum des Deutschen Caritasverbands und der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Karlsruhe. Und in diesem Jahr sind Ausgaben zur Kirchenburg Walldorf/Werra und zum Jubiläum des Maximilian-Kolbe-Werks geplant. All diese Briefmarken sind auch heute noch gültig. Wer sie beim Postamt an der Ecke nicht bekommt, kann sie im Internet bei der Deutschen Post bestellen. Und wenn der Markenwert mittlerweile zu gering für einen Brief ist, kann man eine Ergänzungsmarke dazu kaufen.

Das Problem ist nur: Die Kirchen selbst verwenden diese Briefmarken gar nicht. Die Intention der Sonderpostwertzeichen, die Empfänger der Briefe auf ein besonderes Anliegen aufmerksam zu machen, wird durch den geradezu legendären Amtsschimmel der Kirchenverwaltungen konterkariert. Ein Freistempelautomat ist doch viel bequemer, schneller und rationeller als ein Mitarbeiter, der mühevoll Briefmarken anfeuchtet und auf einen Briefumschlag klebt. Gemessen an der Zahl der Briefe, die auch heute noch jeden Tag von Kirchenämtern, Bistumsverwaltungen, Hilfswerken, Dekanaten, Kirchenkreisen und Pfarrgemeinden verschickt werden, ist das fahrlässig. Denn man riskiert, dass es die christlichen Motive auf den Marken mittelfristig nicht mehr geben wird: Wenn sie schon die Kirchen selbst nicht mehr verwenden, wer braucht sie dann eigentlich noch?

Also, liebe Verantwortliche in den Verwaltungen: Werft endlich die Freistempler weg! Zumindest, wenn es um Grußkarten oder persönliche Schreiben geht. Oder macht es wenigstens so wie die Evangelische Kirche im Rheinland, die für ihre Weihnachtspost im vergangenen Jahr eine „Briefmarke on Demand“ passend zu ihrem Jahresmotto bestellt hat. Dort nämlich hat man begriffen, dass jede Briefmarke, die irgendwo in Deutschland in einem Briefkasten landet, noch immer Trägerin einer – wenn auch kleinen – Botschaft ist.

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