Antisemitismus in DeutschlandEr ist immer noch da

Bilder von Davidsternen an Hauswänden erinnern an einen dunklen Teil unserer Geschichte. Sie zeigen aber auch: Judenhass ist keine Sache der Vergangenheit.

Isabel Barragán
Isabel Barragán, freie Journalistin© privat

In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 brannten im Deutschen Reich die Synagogen. Jüdische Geschäfte wurden zerstört, Wohnungen verwüstet. Schlägertrupps misshandelten Jüdinnen und Juden, Tausende wurden verhaftet und in Konzentrationslager gesperrt. Mehr als 1300 Menschen starben.

Die Nacht gilt als Auftakt zum Holocaust. Die Stigmatisierung von Jüdinnen und Juden fand dabei schon deutlich vorher statt. 1933 etwa organisierte die SA einen Boykott jüdischer Läden. Auf die Fensterscheiben pinselten die Männer judenfeindliche Parolen, Hakenkreuze und: Davidsterne.

Bilder haben eine emotionale Wirkung. Wenn in diesen Wochen Unbekannte erneut Davidsterne an Wände und Haustüren schmieren, dann hinterlässt das darum in Deutschland zu Recht Empörung. Gleichzeitig machen judenfeindliche Äußerungen bei pro-palästinensischen Demonstrationen deutlich, dass islamistischer Antisemitismus offenbar in den letzten Jahren unterschätzt wurde.

Allerdings darf das nicht dazu verleiten, die Empörung allein auf Islamisten abzuwälzen und sich selbst aus der Problematik auszunehmen. Antisemitismus ist nicht eine Sache der „anderen“ oder einzelner Extremisten. Sondern er bleibt auch ein Teil der deutschen Geschichte. Umso wichtiger ist es, dass Deutsche Stellung beziehen gegen Judenhass und ihn als Problem heute auch in ihrem Land eingestehen. Antisemitismus ist nicht wieder da. Er ist immer noch da.

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