Der vierte Advent fällt in diesem Jahr mit der Wintersonnenwende zusammen. Hinter uns liegen Wochen, in denen die Dunkelheit immer stärker und länger wurde. Unsere Antwort darauf war, dass wir tapfer Lichter angezündet haben: erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier. Und sie können auch endlich das Dunkel zurückdrängen: Ab sofort werden die Tage langsam heller. Aber das Licht bleibt verletzlich. Wir müssen es hüten vor den Stürmen dieser Zeit. Genau diese Ambivalenz finde ich in den Nachrichten meiner Woche wieder.
1 | Sydney / Chanukka I. Mehrere hundert Menschen wollten am berühmten Bondi Beach fröhlich das jüdische Lichterfest feiern, als zwei Islamisten das Feuer eröffneten. Australiens Premierminister Anthony Albanese sagte: Der Anschlag, bei dem 16 Menschen starben, habe „das Herz unserer Nation getroffen“.
2 | Berlin I / Chanukka II. Erstmals wurde auch im deutschen Parlament Chanukka begangen. Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow eröffnete die Feier mit einer Gedenkminute für die Opfer in Sydney und sagte: „Das war kein Mord an einem anderen Ort“ – vielmehr betreffe die Tat uns alle.
3 | Berlin II. Bereits zuvor hatte Ramelow Pfadfinderinnen und Pfadfinder begrüßt und das Friedenslicht aus Bethlehem entgegengenommen. Der Einsatz der jungen Leute bei dieser Aktion sei heute besonders wichtig, so der Bundestagsvizepräsident. Nicht zuletzt der Anschlag in Sydney habe gezeigt, wie „dünn das Eis ist“, wie gefährdet das gesellschaftliche Miteinander sei.
4 | Wien. Eine „wahnsinnige Aggression“ beklagt auch Künstlerseelsorger Gustav Schörghofer. Unbekannte haben in der Jesuitenkirche vier Vitrinen einer zeitgenössischen Installation des Künstlers Elias Franziskus zerstört. Die auf liturgisch nicht genutzten Seitenaltären aufgestellten Glasschränke enthielten Tierpräparate, die teilweise mit Blattgold veredelt waren. Woran sich die Täter gestört haben, ist noch unklar. Der Jesuit Schörghofer rief dazu auf, Kunstwerke nicht vorschnell als Angriff auf den Glauben zu interpretieren. Die in der Jesuitenkirche gezeigten Arbeiten stellten eine gewisse Analogie zu Reliquien dar und symbolisierten so den Wert der Tiere.
5 | Paris. 50 französische Priester, Ordensleute, Seminaristen und gläubige Laien, die von den Nationalsozialisten getötet wurden, sind seliggesprochen worden. Die Zeremonie in der Kathedrale Notre-Dame fand unter Leitung des Luxemburger Erzbischofs Kardinal Jean-Claude Hollerich statt. In seiner Predigt würdigte er die Märtyrer als „Lichtpunkte“ eines dunklen Zeitalters. Inmitten des Zweiten Weltkriegs und angesichts unmenschlicher Gräueltaten hätten sie ihren Mitmenschen Gottes Liebe und Barmherzigkeit offenbart.
6 | Madrid. Zwischen der spanischen Regierung und der katholischen Kirchenführung spitzt sich ein Konflikt zu. Angesichts der aktuellen politischen Blockaden im Land hatte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Luis Argüello, Neuwahlen ins Gespräch gebracht. Ministerpräsident Pedro Sánchez konterte: Die Kirche habe „die Wahlergebnisse zu respektieren, auch wenn sie einem nicht gefallen“.
7 | Stuttgart. Weihnachten wird nach Ansicht des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann entspannter, wenn man in den Gottesdienst geht. „Das darf man auch, wenn man keiner Religionsgemeinschaft angehört“, sagte er. Gerade heute sei es wichtig, Rituale zu pflegen.