Von einem „Blutsonntag“ sprach der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing: Bei einem Anschlag auf eine griechisch-orthodoxe Kirche in Damaskus starben mindestens 20 Gottesdienstbesucher. Und der Apostolische Visitator für Europa der mit der katholischen Kirche verbundenen Chaldäer, Saad Sirop Hanna, warnte vor den Folgen eines Umsturzes im Iran: „Wir haben erlebt, was im Irak passiert ist.“ Tatsächlich dürften die Angehörigen der christlichen Minderheiten im Nahen Osten schon heute die großen Verlierer der letzten 30 Jahre sein. Wo immer es einen Regimewechsel gab, wo immer ein jahrzehntelanger Status quo ins Wackeln kam, gerieten sie unter die Räder. Unter anderem deshalb, weil es nie gelungen ist, stabile, demokratische Regierungen neu zu installieren.
Dass diktatorische Regimes beseitigt werden müssen und die Erzfeinde Israels im Iran keine Zukunft mehr haben dürfen, steht dabei völlig außer Frage. Aber der Westen täte gut daran, etwas mehr Druck auf alle diejenigen auszuüben, die von solchen Machtwechseln profitieren: Minderheiten müssen auch im Orient besser geschützt werden – vor einem übergriffigen Staat ebenso wie vor den Folgen eines Machtvakuums. Denn wer wegen seines Glaubens, seiner ethnischen Herkunft oder seiner politischen Überzeugung ermordet wurde, wird am Ende nicht mehr danach fragen, ob er in den Folterkellern eines Baschar al-Assad oder Ruhollah Chomeini sein Leben ließ, oder von islamistischen Banden in die Luft gesprengt wurde. Das Ergebnis bleibt dasselbe.