Das Christentum ist die mitgliederstärkste Religionsgemeinschaft auf der Welt, mit zahlenmäßiger Dominanz der katholischen Kirche. Deshalb kommt den Christen, ihren Kirchen, Gemeinschaften und Gruppen auch eine wichtige Rolle für die Förderung des Friedens zu, natürlich immer mit Blick auf die spezifischen Konfliktherde und ihre Kontexte. Der seit Jahren andauernde russische Angriffskrieg gegen die Ukraine spielt sich im traditionell christlich geprägten Europa ab und wird von der Russischen Orthodoxen Kirche mit antiwestlicher Stoßrichtung ideologisch offensiv unterstützt. Demgegenüber ist die marginalisierte christliche Minderheit im Nahen Osten und den derzeit dort geführten Kriegen kein Faktor von Belang: Es dominieren ein nationalreligiös gefärbtes Judentum in Israel einerseits und andererseits radikal-islamistische Strömungen, inklusive der aus dem schiitischen Islam abgeleiteten Konzeption des iranischen „Gottesstaates“.
Die Christenheit verfügt zwar über globale Zusammenschlüsse wie den „Ökumenischen Rat der Kirchen“ (ÖRK). Die katholische Kirche kann mit dem Papsttum als einmalige religiöse und gleichzeitig politische Instanz wuchern. Aber die Möglichkeiten der Christen und ihrer Kirchen sind sehr begrenzt, sowohl durch ihre Uneinigkeit im Blick auf die Verhältnisbestimmung von Glaube und Politik wie auch durch ihre zahlenmäßige Schwäche und entsprechende Einflusslosigkeit vor Ort. Auf diesem Hintergrund bleiben derzeit vor allem zwei unverzichtbare Aufgaben: Es braucht zum einen theologisch-praktische Bemühungen um so etwas wie einen friedensethischen Konsens der Christen und ihrer Gemeinschaften, zu dem nicht zuletzt eine klare Absage an die christliche Gewaltgeschichte gehört. Und es braucht zum anderen viele konkrete Initiativen zur Förderung des Friedens weltweit, auf den verschiedensten Ebenen und in unterschiedlichen Regionen. Der gerechte Friede ist zwar keine exklusiv christliche Angelegenheit und war es im Übrigen auch noch nie. Aber er ist gerade heute das mutige und intelligente Engagement gerade von Christenmenschen wert.