Gregor Maria Hoff/Julia Knop/Benedikt Kranemann (Hg.): Amt – Macht – Liturgie. Theologische Zwischenrufe für eine Kirche auf dem Synodalen Weg (Quaestiones disputatae 308), Freiburg i. Br.: Verlag Herder 2020; 319 S.; 48,00 €; ISBN 978-3-451-02308-8
Dass Liturgie und die Frage von Macht in der Kirche zusammenhängen, war bislang wenig im Blick der theologischen Forschung, wird aber im Zusammenhang mit der Missbrauchskrise mehr und mehr zum Thema. Ein gewichtiges Zeugnis von dieser Entwicklung legt der Sammelband „Amt – Macht – Liturgie“ ab, der aus unterschiedlichen Blickwinkeln Fragen der Ästhetik, Pragmatik und Logik von Macht für den Gottesdienst nachgeht.
Das Interesse gilt performativen Erscheinungsformen von „katholischer Sakralmacht“, die in Geschichte und Gegenwart, in Text und Ritus, Raumnutzung und Geschlechterrollen, textilen Inszenierung und Normierung des Gottesdienstes begegnet. Dabei werden auch „heiße Eisen“ wie das Verbot der Laienpredigt (Stephan Knops), die Liturgieleitung durch Laien (Judith Hahn) oder die „kirchenrechtlichen Fesseln“ der Liturgie (Thomas Schüller) nicht ausgespart.
Die insgesamt 18 Beiträge zeigen eindrücklich, wie sich im Gottesdienst viele Krisensymptome der katholischen Kirche manifestieren. Der Sammelband möchte daher – gerade im Kontext des „Synodalen Weges“ der katholischen Kirche in Deutschland – eine längst überfällige wissenschaftliche Diskussion in Gang bringen, um letztlich „das liturgische Regelungsmonopol der kirchlichen Autorität aufzubrechen und die Gesamtheit der Gläubigen auf allen Ebenen (Gesamtkirche, Bistum, Pfarrei) stärker an liturgischen Entscheidungen zu beteiligen“ (Thomas Stubenrauch).
Manuel Uder, Trier
Stefan Kopp (Hg.): Macht und Ohnmacht in der Kirche. Wege aus der Krise (Kirche in Zeiten der Veränderung 2), Freiburg i. Br.: Verlag Herder 2020; 256 S.; 26,00 €; ISBN 978-3-451-38752-4
Ebenfalls zur Diskussion zum Themenfeld „Macht und Kirche“ beitragen möchte der zweite Band der neuen Reihe „Kirche in Zeiten der Veränderung“. Er stellt das Ergebnis einer öffentlichen Vorlesungsreihe an der Theologischen Fakultät Paderborn dar.
Seine 15 Beiträge decken aus interdisziplinärer Perspektive verschiedenste Problemfelder kirchlicher Machtausübung auf, wobei sowohl aktuelle als auch biblische und historische Aspekte zur Sprache kommen – darunter auch die Liturgie (Stefan Kopp). An den Beispielen der Fußwaschung und der Konzelebration wird z. B. aufgezeigt, dass auch in guter Absicht vollzogene Riten als Ausdruck eines übersteigerten klerikalen Selbstverständnisses fehlgedeutet werden können und daher hinterfragt werden müssen.
Ziel des Bandes ist es, einen Kulturwandel in der Kirche anzuregen und damit Wege aus der aktuellen Kirchenkrise aufzuzeigen.
Manuel Uder, Trier