In der christlichen Tradition ist die innere Stille Teil der Spiritualität. Innerlich still zu werden, um alle Ablenkungen einmal auszublenden und ganz zu mir zu kommen, mich mit den existenziellen Fragen des Lebens zu befassen, ist eine gute Übung. Solches Schweigen meint nicht Feigheit oder Angst, sondern Meditation. Ich horche in mich hinein, um herauszufinden, was mich bewegt.
Bei mir selbst kenne ich ein Denken, Rennen, Tun, eine Geschäftigkeit, die mich völlig in Beschlag nimmt. Es ist schön, das alles tun zu können und zu dürfen. Aber es kommt immer wieder ein Punkt, an dem mir deutlich wird: Du musst zur Ruhe kommen. Du weißt ja gar nicht mehr, wohin du rennst, warum du etwas tust, womit du derart beschäftigt bist. Stille braucht durchaus Übung. Du musst es wollen. Du kannst es lernen. Und danach wirst du dich besser fühlen.
Margot Käßmann, in: „Stärkende Stille“ (Herder, Freiburg 2025)