Der WochenrückblickSchuldumkehr

Mahnrufe aus aller Welt

Tötet nicht den Boten“ – mit dieser Sophokles zugeschriebenen Mahnung wurde schon in der Antike vor einem hochproblematischen Phänomen gewarnt: Oft wurden eher die Überbringer und weniger die Verursacher unliebsamer Botschaften für deren Inhalt verantwortlich gemacht oder mussten gar (im wahrsten Sinne des Wortes) den Kopf dafür hinhalten. In der Bibel finden wir ebenfalls zahlreiche Beispiele, in denen Propheten, die zur Umkehr aufriefen oder Herrschaftskritik übten, bisweilen sogar in Lebensgefahr gerieten. Und bis in die Gegenwart sind Menschen, die sich mit Mächtigen anlegen, solch verheerenden Abwehrdynamiken ausgesetzt. Aus diesem Grund finden Sie hier sieben Momente, die zeigen, wie aktuell und wie notwendig der historische Mahnruf auch über zwei Jahrtausende später immer noch ist:

1 | New York. Der beliebte Moderator, gläubige Katholik und engagierte Trump-Kritiker Stephen Colbert hat bekannt gegeben, dass seine Satiresendung The Late Show trotz hervorragender Quoten im kommenden Jahr vom Sender CBS eingestellt wird.

2 | Köln. Der Vorstand der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands (GKP) hat die Angriffe des Erzbistums Köln gegen den renommierten Journalisten Joachim Frank, der sich besonders um die Aufdeckung von Missbrauchsfällen verdient gemacht hat, zurückgewiesen: Das Erzbistum „verfällt damit in altbekannte Kommunikationsmuster, nicht Missstände, sondern die Aufdeckung von Missständen zu verurteilen“.

3 | Bangkok. Mehr als 13 hochrangige buddhistische Mönche, die eigentlich ein Leben in Armut und Keuschheit führen sollen, haben ein sexuelles Verhältnis zu einer Frau unterhalten und ihr Millionen aus Spendengeldern als Schweigegeld gezahlt. Thailändische Frauenverbände kritisieren, dass sich die allgemeinen Anfeindungen nun weniger gegen die sündigen Mönche, sondern eher gegen die (inzwischen wegen Erpressung angeklagte) Frau richten, deren Aussagen den Skandal erst ans Licht gebracht hatten.

4 | Vatikan/Gaza. Nach dem Beschuss der einzigen katholischen Kirche im Gazastreifen fordert Kardinalstaatssekretär Parolin eine Untersuchung des Vorfalls. Es müsse aufgeklärt werden, ob der Beschuss der Kirche „tatsächlich ein Irrtum war – und das darf man legitimerweise bezweifeln – oder ob man direkt eine Kirche treffen wollte, in dem Wissen darum, dass die Christen ein Element der Mäßigung im Nahen Osten sind“.

5 | New York. Nach Berichten über Verbindungen von Donald Trump zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein ist das Wall Street Journal von der Teilnahme an der Schottlandreise des US-Präsidenten ausgeschlossen worden. Trumps Sprecherin begründete dies mit dem angeblich „falschen und verleumderischen Verhalten“ der Zeitung.

6 | Wiesbaden. Im vergangenen Jahr lag die vom Statistischen Bundesamt ermittelte Geburtenrate bei nur noch 1,35 Kinder pro Frau und somit auf einem neuen Tiefstand. Doch statt nun mit erhobenem Zeigefinger auf die Frauen zu zeigen, sollte man sich von politischer und auch kirchlicher Seite eher Gedanken machen, wie man ein familienfreundlicheres gesellschaftliches Klima und hilfreichere Rahmenbedingungen schaffen kann, die es Paaren leichter machen, sich für (mehr) Nachwuchs zu entscheiden.

7 | Jerusalem. In einem Schreiben haben 28 Außenminister (ohne Beteiligung Deutschlands) ein sofortiges Ende des Krieges in Gaza gefordert und das Leiden der dortigen Zivilbevölkerung angeprangert. Das israelische Außenministerium hat das Plädoyer harsch als „realitätsfern“ zurückgewiesen. Der US-Botschafter in Israel bezeichnete es gar als „widerlich“.

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