Der WochenrückblickDoppellektion

Nachrichten, die an unsere historisch-moralische Verantwortung appellieren

Die Vergangenheit unseres Landes sollte uns (mindestens) zwei Dinge lehren: Zum einen müssen jüdisches Leben in Deutschland sowie das Existenzrecht Israels unter unserem besonderen Schutz stehen. Zum anderen erwächst daraus der Auftrag an uns, immer dann mahnend die Stimme zu erheben, wenn in der Welt Menschenwürde und Humanität systematisch mit Füßen getreten werden – egal wo und egal durch wen. An diese doppelte Verantwortung muss immer wieder erinnert werden und sie muss stets neu ausbalanciert werden. Mit Blick auf die aktuelle Zuspitzung der Lage im Gazastreifen bedeutet sie, dass wir sowohl bezüglich des Überfalls der Hamas am 7. Oktober, der zahlreichen Geiseln und des weltweit wachsenden Antisemitismus nicht wegsehen, aber zugleich angesichts der humanitären Katastrophe im Gazastreifen, der anrollenden Großoffensive des israelischen Militärs und des autoritären Gebarens Netanyahus nicht schweigen dürfen. Nach einer fast dreimonatigen Blockade humanitärer Hilfsgüter leiden nun vor allem tausende Kinder unter akuter Mangelernährung. Zudem sind bei den aktuellen Großangriffen zahlreiche Palästinenser getötet worden.

1 | Vatikan. Bei seiner ersten Generalaudienz hat Papst Leo XIV. ein sofortiges Ende der Gewalt in Gaza gefordert: „Ich erneuere meinen eindringlichen Appell, den Zugang zu würdigerer humanitärer Hilfe zu ermöglichen und die Feindseligkeiten zu beenden, deren herzzerreißender Preis die Kinder, die Alten und die Kranken zahlen.“

2 | Tel Aviv. Am Samstag haben in der israelischen Metropole erneut Hunderte für ein Ende des Gaza-Krieges und die sofortige Freilassung der Geiseln demonstriert – darunter auch Angehörige der von der Hamas Festgehaltenen.

3 | Cambridge (USA). Die Gängelungen der renommierten Harvard-Universität durch die Trump-Administration halten weiter an. Nun hat das Heimatschutzministerium der Uni die Berechtigung entzogen, ausländische Studenten aufzunehmen. Offiziell werden die massiven Maßnahmen mit einem mangelnden Einsatz gegen Antisemitismus begründet. Kritiker sehen darin jedoch lediglich einen Vorwand, um die Uni auf Linie zu bringen.

4 | Jerusalem. Der Abt der Dormitio-Abtei, Nikodemus Schnabel, hat in einem Interview mit der Linzer Kirchenzeitung die Situation in Gaza als „Niederlage der Menschlichkeit“ bezeichnet. Als Teil der christlichen Minderheit im Heiligen Land sei er nicht parteiisch: „Wir sind nicht pro Israel, wir sind nicht pro Palästina. Wir sind pro Mensch.“

5 | New York. UN-Generalsekretär António Guterres sieht die Situation im Küstengebiet von Gaza trotz erster vereinzelter Hilfslieferungen weiter mit großer Sorge. Die Palästinenser würden die wohl „grausamste Phase“ des Krieges durchleiden. „Familien müssen hungern und ihnen wird das Nötigste vorenthalten – und das alles vor den Augen der Weltöffentlichkeit“, sagte er.

6 | Berlin. Bundesinnenminister Dobrindt hat bekanntgegeben, dass im Jahr 2024 die Zahl judenfeindlicher Vorfälle oder Straftaten in Deutschland um etwa 40 Prozent auf mehr als 84000 Delikte angestiegen ist.

7 | Paderborn. Das ZdK hat auf seiner Frühjahrsvollversammlung mit überwältigender Mehrheit eine Resolution zur Lage im Nahen Osten beschlossen. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, sich für die „sofortige Aufhebung der Blockade von humanitären Hilfsleistungen“ in Gaza, „die uneingeschränkte Einhaltung des Völkerrechts durch alle Beteiligten“ sowie einen „dauerhaften Waffenstillstand“ einzusetzen. Gleichzeitig müsse man sich für „den Schutz jüdischen Lebens in Israel, weltweit, aber natürlich vor allem auch in Deutschland“ einsetzen.

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