Hinweis: Das Lied befindet sich in den meisten GL-Diözesanteilen, im Gotteslob von 1975 stand es unter Nr.165.
Lied: »Sag Ja zu mir, wenn alles Nein sagt« (1.Strophe)
Liedbetrachtung
Das Lied: »Sag Ja zu mir, wenn alles Nein sagt«, spricht Befindlichkeiten an, die wir alle kennen: das Wissen, dass mein guter Wille oft nicht ausreicht,
das Gefühl von anderen Menschen abgelehnt oder zumindest nicht verstanden zu werden, das Gefühl des Alleinseins,
des auf sich alleine gestellt Seins vor Entscheidungen.
Der Glaube macht hier ein Angebot:
Sag Ja zu mir, wenn alles Nein sagt,
weil ich so vieles falsch gemacht.
Wenn Menschen nicht verzeihen können,
nimm du mich an trotz aller Schuld.
Tu meinen Mund auf, dich zu loben,
und gib mir deinen neuen Geist.
Da spricht ein Mensch, der viele Fehler gemacht hat. Er sieht sie, beschönigt sie nicht, hofft darauf, dass ihm Menschen vergeben und eine neue Chance geben. Er hofft vergeblich. Eine letzte Chance für sich sieht er bei jemandem, den er zwar anspricht, von dem aber noch nicht klar ist, um wen es sich handelt. Ihn bittet er, zu ihm »Ja« zu sagen. Er bittet aber nicht nur darum, so akzeptiert zu werden, wie er ist, sondern auch um einen neuen Geist – um eine »Runderneuerung«.
Die Schritte, die zu einer Erneuerung führen, werden in den folgenden Strophen formuliert:
Uns ist da Heil durch dich gegeben,
denn du warst ganz für andre da.
An dir muss ich mein Leben messen,
doch oft setz ich allein das Maß.
Nun wird klarer, dass der betende Mensch sich an Jesus wendet. Er blickt auf Jesu Leben, zieht Vergleiche mit dem eigenen. Dabei dämmern ihm seine Fehler: sich selber für den Mittelpunkt, um den sich alles drehen muss, gehalten zu haben. Den Mitmenschen war dies offensichtlich zu viel, so dass sie sich von ihm abgewendet haben und er nun alleine dasteht. Als Orientierungsinstanz für gelingendes Leben ist ihm Jesus bewusst geworden. Es ist ihm klar, dass Umkehr und Heilwerden nur im Blick auf ihn und sein Leben gelingen.
Gib mir den Mut, mich selbst zu kennen,
mach mich bereit zu neuem Tun.
Und reiß mich aus den alten Gleisen;
ich glaube, Herr, dann wird es gut.
Diese Einsicht ist für ihn nicht einfach. Es macht ihm Schwierigkeiten, mit seiner Selbsterkenntnis fertig zu werden. Zu gut kennt er seine Grenzen. Gute Vorsätze werden einfach schnell vergessen oder gehen schnell wieder unter. Wenn nicht jemand hilft und – vielleicht auch mit etwas Nachdruck – immer wieder daran erinnert, funktioniert einfach nichts. Doch stärker als der alte Schlendrian ist die Gewissheit, den richtigen Weg gefunden zu haben und auf Jesus zu schauen.
Denn wenn du Ja sagst, kann ich leben,
stehst du zu mir, dann kann ich gehen,
dann kann ich neue Lieder singen
und selbst ein Lied für andre sein.
Sein Glaube wird immer mehr zur Gewissheit: Wenn Jesus zu mir steht, dann kann ich aufleben, kann aufstehen und neue Schritte setzen. Mit diesen – vielleicht erst kleinen – Erfolgen kehrt aber Freude ins Leben zurück. Diese Freude wirkt ansteckend. Es ist die Freude, die aus der Gewissheit kommt, dass wir alle unseren Wert durch Jesus erhalten und nicht von irgendjemandem anderen. Dies beflügelt und motiviert.
Da gibt es aber noch ein grundsätzliches Problem:
Zu viele sehen nur das Böse
und nicht das Gute, das geschieht.
Auch das Geringste, das wir geben,
es zählt bei dir, du machst es groß.
Wir schauen mehr auf das Schlechte in der Welt, auf das, was nicht funktioniert und wenig auf das, was an Gutem geschieht. Das verzerrt aber die Wirklichkeit. Das Gute fällt nicht einfach so in den Schoß, sondern ist stetiges Bemühen und oft harte Arbeit an sich und für alle. Im Gegensatz zu denen, die immer nur sagen, was nicht ist, schaut Jesus auf das, was ist, was in seinem Sinne geschieht. Er stellt auch den kleinsten Betrag dazu ins rechte Licht.
Drum ist mein Leben nicht vergeblich,
es kann für andre Hilfe sein.
Ich darf mich meines Lebens freuen
und andren Grund zur Freude sein.
Diese Gewissheit, dass bei Jesus auch ein kleiner Beitrag zählt, motiviert. Niemand kann daher davon ausgehen, dass er nichts wert ist, nichts gilt, nichts zu sagen hat. Wir können uns – trotz aller Mängel und Unvollkommenheiten – unseres Lebens und aneinander freuen. »Freut euch und jubelt« – sagt Jesus einmal zu denen, die sich bemühen, die z.B. barmherzig, gütig, friedensstiftend wirken, die auf andere Menschen zugehen, die nicht nur an sich denken – »denn euer Lohn ist groß.« Der Kirchenvater Johannes Chrysostomos (347–407) resümiert in seiner Osterpredigt:
»Den einen beschenkt er und dem anderen entzieht er nicht seine Gaben. Die Werke nimmt er an, sieht aber auch auf den Willen. Die Handlungen würdigt er, lobt aber auch die Entschlüsse. Geht all hinein in die Freude unseres Herrn. Der Tisch ist reichlich gedeckt, erquickt euch alle am Gastmahl des Glaubens.
Lied zum Abschluss mit allen Strophen
Hanns Sauter