Das Erbe des Zweiten Vatikanischen KonzilsSynodaler Papst

Vor 60 Jahren endete das Zweite Vatikanische Konzil. Das Jubiläum fällt in die Anfangszeit eines neuen Pontifikats, das bislang eher unspektakulär daherkommt. Sein Vorgänger Franziskus hat Leo XIV. vor allem das Großprojekt einer Synodalisierung der katholischen Kirche hinterlassen. Der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff unternimmt in seinem neuen Buch den Versuch eines Rückblicks auf das Zweite Vatikanische Konzil und seine Dokumente im aktuellen innerkirchlichen Horizont dieser Synodalisierung, vor allem aber angesichts der seit der Konzilszeit eingetretenen weltweiten gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen.

Hoff tut das mit viel Scharfsinn und einigem intellektuellem Aufwand, was gelegentlich zu prätentiösen und schwer verständlichen Sätzen führt. Aufs Ganze gesehen ist Hoffs Problemanalyse aber ein Gewinn: Sie arbeitet auf knappem Raum klar die Spannungen heraus, die sich aus den ambivalenten Neuansätzen des Konzils ergeben und die nach wie vor das Profil der katholischen Kirche prägen: in ihrem ökumenischen Engagement wie in ihrem Verhältnis zum Judentum, den nichtchristlichen Religionen oder im Blick auf das Thema Menschenrechte.

Hoffs Buch ist in weiten Teilen in Frageform gehalten, was der aktuellen Diskussionslage in Kirche und Theologie durchaus entspricht. Der Fundamentaltheologe tastet sich zu einem neuen Verständnis der Kirche und nicht zuletzt ihrer Lehre und ihres Verhältnisses zur eigenen Geschichte vor, das die Durchbrüche des Konzils in ihrer Widersprüchlichkeit würdigt, gleichzeitig aber im Interesse eines glaubwürdigen Zeugnisses in unserer Weltlage darüber hinausgeht. Er schreibt dabei Leo XIV. sozusagen ins Stammbuch, die Rechtsfigur eines synodalen Papstes müsse erst erfunden werden: „Sie steht in einer Spannung zur Lehre der beiden vatikanischen Konzilien, die kaum aufhebbar erscheint.“ Diese Spannung verschärfe die synodale Transformation der katholischen Kirche bis hin zu offenem Widerspruch. Schon deshalb darf man auf die weitere Entwicklung dieser Transformation unter dem neuen Papst gespannt sein. Ulrich Ruh

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Gregor Maria Hoff

Verlag Herder, Freiburg 2025, 216 S., 28,00 € (D)