Ich feiere seit vielen Jahren jeden Sonntagabend mit Studierenden und Menschen, die sich unserer Hochschulgemeinde zugehörig fühlen, Eucharistie. Und immer steht dieses Körbchen am Boden vor dem Altar. Zur Kollekte tritt jemand aus dem studentischen Kollektenteam nach vorne und stellt vor, für welchen Zweck gesammelt wird. Oft verbinden sich mit der Sammlung Projekte, in denen die Studierenden schon selber mitgearbeitet haben. Unvergessen bleibt mir die Kollektenansage eines Studenten, der mit seiner Kamera Einsätze der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch begleitet hat. Direkt zuvor war als Evangelium Mk 3,1–6 zu hören, die Geschichte von der Heilung des Mannes mit der verdorrten Hand. Der junge Mann hatte mir vorher gesagt, dass er eigentlich nicht gläubig sei. Jetzt trat er nach vorne, nahm das Körbchen in die Hand und sprach darüber, dass sie in der Seenotrettung eigentlich genau das täten, was Jesus getan habe: Menschen helfen, ohne danach zu fragen, ob das jetzt erlaubt ist oder nicht. Während das Kollektenkörbchen durch die Reihen wanderte, hatten viele Tränen in den Augen.
Ich weiß, dass es etwas verwegen klingen mag, ein Körbchen, in dem Geld gesammelt wird, als „Glaubensding“ vorzustellen. Für meinen Glauben wird aber tatsächlich immer wichtiger, was von Anfang an im christlichen Gottesdienst einen festen Platz hatte: die Sammlung für Benachteiligte. Das Eintreten für eine Welt, in der es für alle reicht. Das ganz konkrete Engagement so vieler für das Lebensrecht aller.