Heimatlos
Zum Kommentar „Die ungesehene Krise“ (CIG Nr. 30, S. 2)
Vielleicht hat Altersdepression manchmal auch ihren Grund darin, dass ältere Menschen durch Kirchenschließungen, Fusionen, Profanierungen, überhaupt durch den massiven Rückgang des christlichen Gemeindelebens, ihre religiöse Heimat, ihre lebenslange geistige und geistliche „Rückbindung“ verloren haben und in den neu angelegten „pastoralen Großräumen“ nicht mehr heimisch werden?
Unser Bistum hat dazu noch einen besonderen „Beitrag“ geleistet: Nach der neuen Satzung für Pfarreiräte sind Gemeindemitglieder ab 75 Jahren nicht mehr wählbar. Das verursacht sicher keine Depressionen, lässt aber auch kein gutes, einladendes Klima erkennen.
Rudolf Kortenjann, Recklinghausen
Hohlbegriff?
Zu den Zeitgängen „Friedensethik nach der Zeitenwende“ (CIG Nr. 29/30, S. 3)
Vielen Dank für die Veröffentlichung dieser Grundsatzrede. Sie sollte Pflichtlektüre für die „Friedens“-Aktivisten sein, welche, häufig christliche Grundsätze bemühend und hervorgehobene kirchliche Positionen bekleidend, weiter einer Appeasement-Politik das Wort reden, welche uns in die jetzige missliche Position gebracht hat.
Wolfgang Röckl, Würzburg
Der Weg vom Krieg zum Frieden in der Ukraine gleichwie in Palästina erfordert ein tiefgehendes Umdenken und Verhandeln, religiös wie säkular. Komplex und doppelschichtig ist diese Aufgabe. Denn religiöse wie säkulare Mitverantwortung von Institutionen wie Kirchen und Staat ist gefragt und Zusammenarbeit vonnöten.
Josef Eisend, Malsch
Für mich beginnt die eigentliche Zeitenwende mit dem Untergang der UdSSR 1991. Als es diese Konkurrenz nicht mehr gab, begann mit Margaret Thatcher und Ronald Reagan der Money-Darwinismus, der sich heute in den USA zur Money-Diktatur entwickelt... Unsere Werte gingen und gehen in ihrer Ausführung immer noch zu Lasten anderer Länder und der gesamten Umwelt. Wir sollten unseren demokratisch-moralischen Anspruch mal daraufhin beleuchten.
Udo Peplow, München
Der Begriff „Zeitenwende“ ist für mich nur noch schwer erträglich zu hören und zu lesen. Es ist ein politischer Hohlbegriff: Zeit läuft unaufhaltsam weiter. Sie lässt sich durch nichts aufhalten, geschweige denn wenden. Für uns Menschen und unser Tun gilt es, ein Besseres zu versuchen. Die Zeit wird zeigen, ob es gar zur Umkehr für viele und an vielem geführt hat.
Eleonore Hillebrand, Neuss
Der feste Kern
Zum Interview „Hoffnung für eine taumelnde Welt“ (CIG Nr. 30, S. 6)
Insofern wir das auferlegte Christentum hinter uns gelassen haben, können wir ermessen, worin die Ursprünge des Wahl-Christentums liegen. In autoritären Gesellschaften wird die Wahlfreiheit unterdrückt, während in freien Gesellschaften die Verantwortung der Menschen groß ist, sich uneingeschränkt auf die Herausforderungen ihrer Gesellschaft einzulassen.
Dr. Klaus Beurle, Würzburg
Man kann den Eindruck bekommen, je mehr Skandale und Unzulänglichkeiten des Christentums bekannt werden, umso mehr bildet sich ein fester Kern, der im Glauben ein festes Standbein hat. Zur Kultur Europas gehört das Christentum. Ziel des Christentums ist es, Frieden in der Welt zu realisieren. Es scheint aktuell, dass der Weg des Friedens verschüttet ist. Um für den Glauben zu kämpfen, sind die Waffen aus der Rüstkammer der Wissenschaft ungeeignet. Das „Wissen muss aufgehoben werden, um für den Glauben Platz zu bekommen“ (Immanuel Kant). In der Rüstkammer des Glaubens liegen die Gewaltfreiheit und Nächstenliebe.
Dr. Klaus Niermann, Neu-Anspach
Auf dem Weg
Zum Beitrag „Berufsverkehr“ (CIG Nr. 30, S. 8)
Ich hatte das Glück, meinen Arbeitsweg lange Jahre zu Fuß gehen zu dürfen, was mich jedoch oft nicht davon abhielt, gedankenvoll auf den Tag mit all seinen Herausforderungen zu blicken. Wenn ich dann so mit gesenktem Kopf vor mich hintrottete, sagte ich zu mir selbst: Kopf hoch, da oben ist das Licht! Und wenn ich dann nach oben blickte, wusste ich: Er ist auch heute und hier da!
Ruth Huschenbett, Heilbad Heiligenstadt