„Halbzeitbilanz“ des Heiligen JahresEin Jubiläum mit zwei Päpsten

Papst Franziskus hat die Heiligen Pforten geöffnet, Papst Leo XIV. wird sie am 6. Januar wieder schließen. Mit dem Heiligen Jahr will die Kirche Trost und Hoffnung in die Welt tragen. Der Münsteraner Weihbischof Rolf Lohmann zieht eine positive Zwischenbilanz.

Es war eigentlich anders geplant ...“: Im April hatte eine Gruppe von 35 gehörlosen Personen aus vier deutschen Diözesen ihre Wallfahrt zum Jubiläum der Menschen mit Behinderungen nach Rom angetreten. Ein Programmpunkt der Pilgerreise war ursprünglich eine Papstaudienz auf dem Petersplatz. Doch dann starb Papst Franziskus, und aus der Audienz wurde die Teilnahme an der Trauerfeier – was nicht minder bewegend war.

Das Heilige Jahr 2025 hat am 24. Dezember 2024 mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom feierlich begonnen. Das von Papst Franziskus gewählte Leitwort Pilger der Hoffnung trifft den Nerv. In einer von Kriegen und Krisen geprägten Gegenwart bietet das Jubiläum eine Gelegenheit zur Besinnung, zur gemeinschaftlichen Glaubenserfahrung und zur Erneuerung.

Das Heilige Jahr hat einerseits sein Zentrum in Rom. Dazu gehören die Pilgerwege durch die Stadt, der Gang durch die Heiligen Pforten der vier Hauptkirchen sowie viele Gottesdienste und Begegnungsmöglichkeiten. Prägend sind auch die Jubiläen für die verschiedenen Personengruppen: Sie reichen vom Jubiläum der Medienschaffenden bis zu dem der Chöre oder der Gefangenen. So konnten wir erleben, wie sich die Teilnehmenden der Trauerfeierlichkeiten für Papst Franziskus mit jungen Menschen mischten, die ursprünglich zum Jubiläum der Teenager gekommen waren. Auch einige Gruppen aus Deutschland nutzen diese Möglichkeit der internationalen Begegnung. Die meisten deutschen Pilgerinnen und Pilger machen sich vermutlich mit ihrer Diözese auf den Weg nach Rom.

Andererseits ist das Heilige Jahr auch in den deutschen Diözesen präsent. Die Bistümer haben eigene Themenschwerpunkte und Pilgerangebote entwickelt. Es gibt Veranstaltungen in Krankenhäusern und Altenheimen, für Ministranten sowie in Gefängnissen. Der Aufforderung von Papst Franziskus, den Hoffnungslosen die Hoffnung zu bringen, kommen die deutschen Diözesen in vielfältiger Weise nach. Auch die traditionellen Wallfahrtsorte wie Altötting, Kevelaer oder Vierzehnheiligen greifen das Motto des Heiligen Jahres auf. Auf diese Weise hat jeder und jede die Chance, sich in der Nähe als Pilgerin oder Pilger der Hoffnung auf den Weg zu begeben.

Und deshalb lautet meine ganz persönliche Halbzeitbilanz: Das Heilige Jahr ist präsent, und es motiviert. Die Ereignisse rund um den Pontifikatswechsel waren Momente von historischer Bedeutung, die dazugehören. Beeindruckend bleibt, dass gerade in der Phase von Vorkonklave und Konklave viele Pilgergruppen mit ihrem Pilgerkreuz den Weg nach Sankt Peter gingen. Ich freue mich auch darüber, dass Leo XIV. so wunderbar in das Heilige Jahr eingestiegen ist. Was waren das für berührende Bilder, als der Papst beim Jubiläum der Kurie selbst das Pilgerkreuz trug! Das ist Kreuzesnachfolge im besten Sinne des Wortes.

So wird das Heilige Jahr auf den unterschiedlichen Ebenen gut angenommen. Hoffnung ist ja kein abstrakter Begriff, sondern in Gemeinschaft konkret gelebter Glaube. Deshalb ist das Jubeljahr nicht nur ein römisches Ereignis, sondern auch ein geistliches Zeichen in unserem Land – getragen von vielen Engagierten, inspiriert vom Geist der Hoffnung und offen für die Zukunft.

Gerade jetzt, zur Halbzeit, wird deutlich, wie sehr wir alle der Hoffnung bedürfen. Die Welt steht in Flammen, Bomben und Raketen prägen das Alltagsbild, Tote und Vermisste sind zu beklagen, Hunger und Elend sind an der Tagesordnung. Deshalb braucht es das Heilige Jahr, das Hoffnung vermittelt, das für den Frieden betet, das ein Zeichen in diese Welt hinein ist.

Lassen wir uns anstecken, von der Flamme der Hoffnung, vom Pilgerkreuz des Weges in der Nachfolge Jesu und von dem, was als Pilger in uns steckt! Wir sind alle auf dem Weg – als Pilger in diesem Leben. Das vermittelt uns das Heilige Jahr in Rom und weit darüber hinaus.

Anzeige: Die Kraft eines fokussierten Lebens. Von Johannes Hartl
CIG Ausgaben

Christ in der Gegenwart im Abo

Unsere Wochenzeitschrift bietet Ihnen Nachrichten und Berichte über aktuelle Ereignisse aus christlicher Perspektive, Analysen geistiger, politischer und religiöser Entwicklungen sowie Anregungen für ein modernes christliches Leben.

Zum Kennenlernen: 4 Wochen gratis

Jetzt gratis testen