Geistverlassen?
Zum Leitartikel „Ist das Feuer verraucht?“ (CIG Nr. 23, S. 1)
Ein wunderbarer Leitartikel, der es auf den Punkt bringt. Wenn die Kirche heute beginnt, über den Heiligen Geist zu reden, dann stellt man zur Sicherheit noch einige Feuerlöscher dazu, so sinngemäß das Zitat eines Theologen.
Michael Kehr, Leipzig
Wenn ich mich als evangelischer Professor für Historische Theologie mit der Anmaßung der römisch-katholischen Kirche befasse, den Heiligen Geist bei der Papstwahl zu instrumentalisieren, dann packt mich „heiliger Zorn“. Wenn es ihn denn geben sollte – und ich glaube daran –, so war er bei den meisten Wahlen von Päpsten nicht dabei. Ein schwacher Trost: Frauen konnte er nicht geleitet haben, denn diese sind ja ausgeschlossen. Wo man sie aber ausschließt, da ist man nicht nur von allen guten Geistern verlassen, sondern sogar vom Heiligen Geist.
Prof. em Dr. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte
Verantwortung
Zum Zitat der Woche (CIG Nr. 23, S. 2)
Nach der Schilderung der Begegnung von Pfarrer Thomas Pfammater im Lötschental ist mir unverständlich, wie Menschen auf die Idee kommen können, Ereignisse oder Prozesse auf der Erde in den Verantwortungsbereich Gottes zu erheben. Wenn er uns die Freiheit geschenkt hat, dann hat er uns auch Verantwortung übertragen. Jesus hat uns mitgeteilt, sein Reich sei nicht von dieser Welt. Ich weiß nicht, wie man den Schöpfer dieser Welt für einen durch den Menschen hervorgerufenen Klimawandel verantwortlich machen kann.
Dr. Klaus Niermann, Neu-Anspach
Nüchtern
Zum Beitrag „Das Knäuel entwirren“ (CIG Nr. 23, S. 4)
Vielen Dank für Ihren fundierten Beitrag. Eine Anmerkung. Shakuntala Banerjee warnt zu Recht vor einer Berichterstattung, die Ressentiments gegenüber Migranten fördert. Schwierig ist aber ebenso, existierende Probleme zu verharmlosen. Das Ziel muss sein, sich nicht beunruhigen zu lassen – aber zugleich nüchtern den Dingen zu begegnen!
Thomas Seibert, Augsburg
Anmaßend?
Zum Artikel „Wer ist draußen, wer ist drinnen?“ (CIG Nr. 22, S. 5)
Es ist wohltuend, dass hier ein geschätzter theologischer Autor auf die Aufgabe hinweist, sich auch mit den geistlichen Erfahrungen der Menschen zu befassen, „die nicht bereit sind, sich in eine der existierenden Religionen einzugruppieren“. Denn es gibt welche, die unter diese Kategorie fallen, längst auch in unseren Gemeinden. Gerade bei kirchlichen Anlässen, die als besonderes Event gefeiert werden wie Kindstaufen und Hochzeiten ist das unübersehbar. Fühlen sich solche „Nons“ in unseren Zusammenkünften ignoriert, nur geduldet oder gar sublim gerügt, weil sie sonst nicht da sind? Oder spüren sie, dass sie willkommen sind?
Prof. Dr. Konrad Hilpert, München
Der Autor – und nicht nur er – unterstellt, selbst manche Kirchgänger könnten mit Worten wie „Gnade“ oder „Erlösung“ nichts mehr anfangen. Diese Begriffe haben aber nicht nur einen religiösen, sondern auch einen existentialen Gehalt. Ich warne davor, sie preiszugeben. Dies würde nur zu einer Banalisierung der Verkündigung und zu einer Zunahme religiöser Sprachlosigkeit führen. Die Menschen verstehen schon deshalb, was „Gnade“ ist, weil sie sehr genau wissen, was Gnadenlosigkeit bedeutet. Und wenn in Todesanzeigen zu lesen ist, der Tod sei eine „Erlösung“ gewesen, dann wissen auch alle, was damit gemeint ist.
Dieter Trunk, Nürnberg
Im Text wird gefragt: „Können diese Menschen uns Christen egal sein?“ Gemeint sind die „Nons“, die Atheisten, Apathisten, Agnostiker und viele andere. Indes frage ich mich: Wen meint der Autor eigentlich, wenn er von „uns Christen“ spricht und sich selbst dieser Personengruppe zuordnet. Worin besteht die meines Erachtens anmaßende Identifikation, die ihn Menschen einem Drinnen und Draußen zuordnen lässt?
Dr. Heribert Scheffler, Oberhausen
Katholisch
Zum Kommentar über den Wahlausgang in Polen (CIG Nr. 23, S. 2)
Als christliches Medium hätte man vielleicht anmerken können, dass ein gläubiger Katholik gegen einen Atheisten gewonnen hat.
Adam Sosnowski, auf Facebook