Ihre PostLeserbriefe

Fein sortiert

Zum Kommentar „Vier bewegte Wochen – und jetzt?“ (CIG Nr. 21, S. 2)

Ja, die Kirche kann Inszenierungen. Die Beerdigung von Papst Franziskus und die Einführung von Papst Leo waren herrliche barocke Inszenierungen der Männerherrschaft in der Kirche, fein sortiert nach Hut, Farbe und mittelalterlichen Gewändern. Warum waren die Männer nicht unter den anderen Gläubigen? Sie sollen doch den „Geruch ihrer Schafe“ annehmen. Frauen kamen bei den Feiern kaum zu Wort. Ist das ein Bild für die Gemeinde Jesu heute?

Dr. Ferdinand Kerstiens, Marl

Aus dem Leben

Zum Zeitgang „Mensch, Mutter, Maria“ (CIG Nr. 21, S. 3)

Einerseits beeindruckt mich immer wieder, wie Johanna Beck ganz persönliche Lebensgeschichten erzählt; das ist nicht selbstverständlich. Anderseits verstehe ich nicht, dass sie die Kindheitsgeschichte Jesu als historisch darstellt. Die Kindheitsgeschichte kommt nur bei Matthäus und Lukas vor, und da auch in verschiedenen Versionen. Das älteste Markus-Evangelium kennt die Kindheit Jesu gar nicht. Wenn die Autorin die Geschichte über Maria erzählt, sollte sie zumindest darauf hinweisen, dass diese Geschichten „Bildgeschichten“ sind.

Alfred Bergrath, Düren

Mir fällt auf, wie vor allem Maria – jenseits exegetischer Kenntnisse – dogmatisch und spirituell in Anspruch genommen wird. Stand sie wirklich unter dem Kreuz? Und falls nicht: Warum hat sie der Evangelist dort hingestellt?

Dr. Hermann-Josef Silberberg, Bochum

Mit großer Freude habe ich den Beitrag gelesen und meditiert. Hier wird das ausgeführt, was die heilige Therese von Lisieux 1897 gefordert hat: „Damit eine Predigt über die heilige Jungfrau gefällt und nützt, muss ich ihr Leben vor mir sehen, wie es wirklich war; und ich bin überzeugt, dass ihr wirkliches Leben ganz einfach gewesen sein muss.“ Dann fordert sie alle Prediger auf, Maria „nachahmbar zu zeigen“ und dafür „die Beweise aus dem Evangelium“ anzuführen. Die Mariologie von Johanna Beck erfüllt genau diese Forderung.

P. Heinz Limburg MSC, Homburg-Saar

Die spärlichen Angaben über Maria im Neuen Testament reden vor allem davon, wie Jesus von ihr Abstand nahm. Er hat nicht seine Mutter, sondern diejenigen selig gepriesen, die Gottes Wort hören und bewahren (Lk 11,27f.). Wer in diesen Tagen katholische Gottesdienste verfolgt und dabei die Anrufung Mariens vernimmt, der wird an die Einwände des damaligen Beraters beim Zweiten Vatikanischen Konzil Joseph Ratzinger erinnert, der vor einer schriftvergessenen Spekulationstheologie warnte.

Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte

Gerechtigkeit

Zum Artikel „In den Spuren des Augustinus“ (CIG Nr. 21, S. 4)

Ich bin sehr gespannt, wie Papst Leo XIV. wahre Gerechtigkeit in die römisch- katholische Kirche integriert bekommen möchte. Frieden ohne wahre Gerechtigkeit ist nicht zu haben. Solange nicht jeder Mensch, solange nicht die Menschenwürde aller im Fokus steht, wird es keinen Frieden geben (können). Wie wird die Würde derer geachtet, die nicht männlich oder heterosexuell sind?

Sera Renée Zentiks, Berlin

Bei allen Verweisen auf Augustinische Lehrsätze wird hier ein wesentlicher, nicht zu vernachlässigender Aspekt des großen Kirchenvaters völlig unerwähnt gelassen: Die von Augustinus begründete Erbsündenlehre mit allen daran anknüpfenden theologischen, aber auch menschlichen Ver(w)irrungen und der daraus resultierenden Lehre des notwendigen Opfer-/ und Erlösertodes Jesu hat nicht zwingend nur eine heilbringende Auswirkung auf unseren Glauben erbracht.

Dr. Andreas Hautkappe, Bottrop-Kirchhellen

Wörtlich?

Zur Reihe „Gotteswort, weiblich“

Wie bin ich froh um die Beiträge! Wie oft nimmt es mir in liturgischen Feiern fast den Atem, wenn die biblischen Texte als wörtliche Protokolle gelesen und verkündet und erklärt werden, fernab der Möglichkeit, dass die biblischen Autoren aus ihren geistlichen Erfahrungen die Texte verfasst haben… Ob Jesus nicht oft lächelt oder auch die Stirne runzelt, wenn er sieht, wie er in unserer Kirche idealisiert wird bis an den Rand des Denkbaren?

Philipp Hautle, Rebstein / Schweiz

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