Bekenntnisse sind in unserem Alltag gar nicht so selten. Jeder Fußballfan, der sich den Schal mit seinen „Farben“ umlegt, gibt ein klares Statement ab: Dieser Verein ist mir wichtig! Bei denen – und eben nicht bei allen anderen – fiebere und leide ich mit. Das Logo auf der Kleidung, das Betriebssystem des Handys oder das Teilen von Beiträgen in den sozialen Medien: All das sind irgendwie Bekenntnisse. Damit zeige ich, wer oder was mir wichtig ist, für welche Menschen, Ideale, Werte und Überzeugungen ich eintrete. Bis hin zum „Ich liebe dich“, dem schönsten Bekenntnis von allen. Vielleicht folgt darauf ja sogar die kirchliche Trauung: das öffentliche Bekenntnis zueinander vor Gott, vor der Gemeinde, der Familie und den Freunden.
Warum sollten wir also nicht auch unseren Glauben bekennen? Oder liegt der Fall hier anders? Einerseits hat man sich einst unter erheblichen Geburtswehen auf ein Credo geeinigt. Mehrere Konzilien waren nötig, um kurz und knackig festzuhalten, was den Kern des Glaubens ausmacht. Wobei: Was heißt „kurz und knackig“? Mehr als 230 Wörter umfasst das Große Glaubensbekenntnis. Und dabei sind die wichtigen Leerstellen des Zweifels noch nicht einmal mitgerechnet...
Die Versammlung von Nizäa im Jahr 325 war bereits mehrfach Thema in Christ in der Gegenwart. Aber wir sind überzeugt: Das große Jubiläum verdient noch mehr Aufmerksamkeit. Und so haben wir dieses Themenheft für Sie erarbeitet. Darin fragen wir: Welche Formeln können unseren Glauben fassen, zumindest annähernd? Wie lässt sich solch ein persönliches Beziehungsgeschehen wie der Glaube überhaupt angemessen ausdrücken, „bekennen“? Und: In welchen Situationen ist heute unser Bekenntnis gefragt? Zu Beginn schildert Wenzel Widenka seine Eindrücke unserer Leserreise mit Lingua & Cultura Tours an die historischen Konzilsorte.
Zum Titelmotiv: Eine Schülerin schreibt die Wörter „Gott“, „Glaube“, „Glaubensbekenntnis“ an die Tafel. Schon im Religionsunterricht der Grundschule soll das Credo thematisiert werden – dann, wenn die Kinder zur Erstkommunion gehen (sofern sie denn noch gehen). Früh übt sich, möchte man da sagen. Und tatsächlich ist es ja so, dass man mit dem Glaubensbekenntnis nie „fertig“ ist, dass man es nicht einfach ein für alle Mal draufhat. Wie sollte es auch anders sein, bei einem Text, über den jahrzehntelang hart gestritten wurde, durchaus auch mit politischen Implikationen?! Jede Zeit, jede Generation, jeder Glaubende muss sich das Credo immer wieder neu aneignen. Möge diese Ausgabe dabei hilfreich sein!