Angekommen

"Ich bin froh und auch ein bisschen gerührt, ich atme tief durch." Am 31. Juli war CIG-Autor Christian Heidrich in Köln aufgebrochen, jetzt ist er in Königsberg angekommen.

Angekommen
© Christian Heidrich

Es ist neblig und kalt, als ich am Morgen in Laduschkin aufbreche, eine Stunde "früher" auch als sonst, denn Russlands Uhren gehen anders. Die zwei T-Shirts, das Wanderhemd und mein "Cluny"-Pullover halten warm, aber der Nebel wird sich erst nach einigen langen Stunden lichten. So komme ich erst gar nicht in Versuchung, den Fotoapparat herauszuziehen, als ich zunächst an einem großen Militärkomplex vorbeimarschiere. Die archaischen Strukturen im russischen Militär sind ja berüchtigt, und da könnte ein noch so harmloses Fotomotiv kafkaeseke Situationen auslösen.

In Uschakowo (Brandenburg) freilich wären ein paar Sonnenstrahlen von Vorteil, denn die Ortschaft liegt am Haff, hat eine schöne Bogenbrücke und vor allem eine Burgruine samt einem Kirchturm aus dem 13. Jahrhundert zu bieten. Im Vergleich zu den vorausgegangenen Städtchen und Dörfern könnte man von einer richtigen Idylle sprechen, und das gilt auch für eine schmucke, wohl erst kürzlich rekonstruierte Taverne mit dem deutschen Namen "Haus Hafen / Brandenburg". Nun, für feine Fotomotive hätte ich an diesem Morgen definitiv später aufstehen müssen.

Ich ziehe weiter, und spätestens mit den an Kaliningrad heranreichenden Ortschaften Pribreschnij und Schossejnoje wird der Verkehr noch dichter. "Mein" Grünstreifen ist aber auch hier breit, bleibt so bis zum Ziel. Objektiv gesehen, ist das wohl ein Pfeifen im Walde - und es ist gut, dass diese Wandervariation ein absehbares Ende haben wird.

So häufig aber die Verkehrskontrollen auch sein mögen - gestern lief ich an einer vorüber, heute an zwei -, um die Qualität der Beleuchtung oder gar um die Fahrkultur kümmert man sich dabei mit Sicherheit nicht. Da werden Kassen gefüllt, welche auch immer.

Es folgen ein großer, langgezogener See, eine Datschensiedlung, ein paar Neubaugebiete, auf denen, ähnlich wie in Polen, durchaus geklotzt wird - und dann taucht, eher unvermittelt, ein erstes "Kaliningrad"-Schild auf. Gut, das ist nicht das Schild, um das es bei den Fotomotiven geht, das mit dem runden Namensbogen "oben" und dem Anker "unten". Und dennoch, und ja: Ich bin angekommen, stehe gegen 12 Uhr "Kaliningrader Zeit" auf dem Stadtgebiet.

Ich bleibe kurz stehen, und bedanke mich bei allen guten Wesen, die mich bis hierher geführt haben. Es muss eine größere Schar gewesen sein.

Ich bin froh und auch ein bisschen gerührt, ich atme tief durch.

Auch das "Stadtschild" ist bald zu entdecken. Etwas ramponiert zwar und an einem rauhen Ort, an dem kein Anker die Automassen aufhalten kann. Doch warte ich selbstverständlich auf die beiden Fußgänger in der Ferne, um den Zieleinlauf fotografisch zu sichern. Für ein paar Fotoaugenblicke geben sogar die Autos Ruhe.

Angekommen!

Am Rande:
Beim Frühstück bin ich sehr erleichtert, als ich eine Suppenschüssel mit heißem Getreidebrei hingestellt bekomme. Eine gute Grundlage für den Tag, und zudem befürchtete ich schon ein Gebirge voller Wurstwaren. Ich bin fast fertig, da stellt mir Swetlana, die Frühstückskellnerin, einen Teller mit zwei Spiegeleiern und zwei kunstvoll aufgeschnittenen Würstchen hin. Ich schaue eher verzweifelt, aber Swetlana verspricht noch ein paar Blinies, dünne Pfannkuchen, "nemnoschka", "nur ganz wenige!" Nun, es reichte dann bis nach Kaliningrad, und gegen die morgendliche Kälte half das Frühstück in drei Aufzügen wohl auch.

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