Monatsspruch Januar 2026: 5 Mose 6,5
Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.
Eine Schwimmerin, Leistungssportlerin, erzählt einem Journalisten aus ihrem Leben.
Schon als Kind hat sie das Schwimmen lieben gelernt. Und während andere Kinder mit ihren Fahrrädern um den Block stromerten, ging sie lieber ins Hallenbad um die Ecke, um ihre Bahnen zu ziehen. Im Schulsport-Schwimmen ließ sie bald alle, auch die Jungs und den Lehrer, hinter sich. So wurde man auf sie aufmerksam.
Sobald es ging, trainierte sie mit im örtlichen Schwimmverein, besuchte dann eine Sportschule. Ihre Eltern fuhren sie zu Wettkämpfen in immer größeren Kreisen: regional, landesweit, bundesweit. Sie war gut. Sie träumte von Olympia.
Doch es gab noch andere mit dem gleichen Traum.
Je größer ihre Wettkämpfe wurden, umso härter wurde ihr tägliches Training. Irgendwann wurde jeder Atemzug, jede Armbewegung, jeder Beinschlag berechnet, jeder Muskel mit einem eigenen Trainingsprogramm versehen. Sie lebte, sie dachte, sie träumte nur noch vom Schwimmen.
Dann stieß sie an ihre Grenzen, akzeptierte sie nicht, trainierte noch härter. Nach einem verlorenen Wettkampf sagte ihr der Trainer in einer ruhigen Minute, dass sie das Bestmögliche aus sich herausgeholt habe, mehr sei nicht mehr drin in diesem Leben. Sie wollte das nicht hören, wechselte den Trainer aus, schwamm und schwamm, folgte allen möglichen weiteren Konzepten, Berechnungen, Trainingseinheiten.
Und eines Tages, mitten in einem Rennen, begriff sie.
Sie hatte die Freude am Schwimmen verloren.
Sie kämpfte nur noch gegen das Wasser, gegen sich selbst, gegen die Uhr, gegen andere Schwimmerinnen.
„In dem Moment dieses Begreifens geschah etwas Wunderbares mit mir“, erzählt sie: „Der Punkt war erreicht, da wusste ich: Jetzt musst du loslassen. Mitten im Rennen.“ Sie schaltete ihre Gedanken, ihren Rennplan aus und war ganz überrascht, dass ihr Körper weiterschwimmen wollte, aber nun mit dem Wasser, nicht mehr gegen es. Sie überließ sich ganz der Bewegung der kleinen Wellen und der Freude am Schwimmen.
Und als sie an den Beckenrand schlug, ging es ihr gut. Sie fasst ihre Eindrücke zusammen: „Alle Vorbereitungen und Bemühungen kommen an eine Grenze, und dann lässt du los und siehst, was passiert. So kam meine Freude am Schwimmen wieder zurück. “
Die Erfahrung dieser Schwimmerin ist die Erfahrung von vielen Sportlerinnen und Sportlern.
Es kommt der Punkt, da sagen sie: Einfach laufen lassen, nicht mehr nachdenken, einfach sich dem überlassen, was da gerade passiert. Eine ganz ähnliche Erfahrung macht die Künstlerin, die ihren Händen mit jahrzehntelanger Übung Geschick verlieh und jetzt grobe Konturen auf die Leinwand vorzeichnet. Doch das Malen selbst im Anschluss plant sie nicht mehr. Es ereignet sich einfach. Ihre Hände lassen die Gedanken, die Pläne los und geben den Pinseln freien Lauf; die Ideen fliegen unsortiert mit den Farben ineinander und durcheinander. Das Ergebnis überrascht auch sie. Sie nennt es ihre „Seelenbilder“. Ob Sportler, Kunst treibende, Autorin oder Romancier, es kommt der Punkt, da lässt du los, da läuft es wie von alleine weiter.
Ich lege diese Erfahrungen neben unseren Monatsspruch. Auch er gibt einen Rahmenplan vor. Man kann an ihm Orientierung finden. Man kann sich auch an ihm abarbeiten, bis man die Freude daran verliert.
Bis dann der Punkt kommt und du sagst: Lass los, und sieh, was passiert.
Und du merkst, dass Deine Liebe längst getragen wird von einem göttlichen Gegenüber, wie das Wasser die Schwimmerin trug und umgab. Du erfährst, dass die Liebe dir geschenkt wird; dass du die Möglichkeit, Gott zu lieben und je und je deinen Nächsten, einfach empfängst und aus deinen Händen, aus deinem Herzen, aus deiner Seele weiterstrahlen lassen darfst wie die Künstlerin ihre Seelenbilder auf die Leinwand zaubert. Es kommt der Punkt, da begreifst du und lässt los.