Sprachentwicklung U3

• Die meisten Kinder sprechen ihre ersten Wörter rund um ihren ersten Geburtstag. Sie benennen Dinge, Personen oder Tiere, die für sie eine Bedeutung haben und konkret sichtbar sind.
• Mit der Zeit werden diese Substantive durch Verben ergänzt, die vor allem Bewegungsformen und aktive Handlungen beschreiben.
• Mit den Verben kommen auch erste Adjektive hinzu, die sich ebenfalls auf sichtbare Merkmale beziehen, z. B. klein oder groß.
• Schon im zweiten Lebensjahr versuchen Kinder, erste grammatikalische Regeln anzuwenden, indem sie Verben beugen und den Plural bilden. 
• Im zweiten und dritten Lebensjahr sind die Jüngsten jedoch vor allem mit dem Aufbau ihres Wortschatzes und dem Entschlüsseln von Wort- und Satzbedeutungen befasst.

Um mit Freude und Erfolg sprechen lernen zu können, ist ein Kleinkind auf die Interaktion mit erwachsenen Bezugspersonen und anderen Kindern angewiesen. Die Jüngsten brauchen Sprechvorbilder und ein anregendes Sprachangebot in Form von Fragen, Wiederholungen und korrektiven Rückmeldungen . Um ein neues Wort in den aktiven Wortschatz übernehmen zu können, muss ein Kleinkind dieses im Alltag häufig hören.

Kinder können unterschiedliche sprachliche Auffälligkeiten aufweisen; dazu zählen Probleme aufgrund von Hörstörungen, die sog. umschriebene Störung der Sprachentwicklung, die sich durch einen verspäteten Sprechbeginn ankündigen kann, aber auch sozialisationsbedingte Störungen, wenn etwa im Elternhaus wenig gesprochen wird. Kinder mit spezifischen Störungen benötigen i. d. R. therapeutische Unterstützung und spezifische Förderung.

Die Sprachentwicklung von Kindern mit Sprachstörungen setzt i. d. R. später ein und ihr Wortschatz wächst meist langsamer als bei Gleichaltrigen ohne Auffälligkeiten. Wenn ein Kind mit zwei Jahren noch keine Zweiwortsätze und mit drei Jahren noch keine Mehrwortsätze spricht, kann das auf eine Sprachstörung hindeuten. Beim Verdacht auf sprachliche Auffälligkeiten sollte gemeinsam mit den Eltern nach einer geeigneten therapeutischen Unterstützung (bspw. Logopädie) gesucht werden.

Als sog. Late Talker wird ein Kind mit verzögertem Sprechbeginn bezeichnet. Die ersten Wörter spricht es meist erst mit einem Jahr, im Alter von zwei Jahren verfügt es nur über wenige Einzelwörter und lernt eher langsam neue Wörter dazu. Als grobe Faustregel gilt: Ein Kind kann dann als Late Talker bezeichnet werden, wenn es rund um seinen ersten Geburtstag nicht mehr als 50 Wörter kennt und fast nie Wortkombinationen verwendet. In anderen Bereichen wie der Motorik,  dem Spielen und dem Denken sind Late Talker i. d. R. altersentsprechend entwickelt.

• Entwicklung des Zentralnervensystems
• Erbliche Veranlagungen
• Gedächtnisfähigkeiten
• Kognitive Fähigkeiten 
• Soziale Fähigkeiten 
• Intakte Grob- & Feinmotorik
• Eine “sprechende” Umgebung
• Wahrnehmungsfähigkeiten
• Hörfähigkeit
• Funktionierende Sprechorgane
• Eine anregende Umgebung
• Sprechangebote, sprachliche Interaktion
• Beziehungen & Zuwendung
• Emotionale Zuwendung

Im zweiten Lebensjahr entwickeln Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung oft Protowörter. Das sind eigene, kreative Wortschöpfungen wie „Nane“ für Banane oder „Mimi“ für Milch, die meist als Kurzform dienen.

Bestandteile der Prosodie sind Tonhöhe, Betonung, Rhythmus, Lautstärke und Gliederung der Sätze. Über die Prosodie erlernen Kinder in dialogischen Situationen wichtige sprachliche Fähigkeiten. Mehrsprachig aufwachsende Kinder entwickeln zusätzlich die Fähigkeit, die prosodischen Merkmale der einzelnen Sprachen zu unterscheiden.

Der passive Wortschatz umfasst all jene Wörter, die ein Kind bereits versteht, aber selbst noch nicht verwendet: Es kennt zwar schon seine Bedeutung, kann es aber noch nicht aussprechen. Im ersten Lebensjahr sind dies zunehmend bspw. Namen von Bezugspersonen oder die Bezeichnungen für vertrautes Spielmaterial.
Der passive bildet die Basis für den aktiven Wortschatz. Dieser entwickelt sich erst später, da er mit komplexeren Prozessen verbunden ist, etwa der Entwicklung der Sprechmotorik. Die aktive Verwendung von Wörtern ist i. d. R. rund um den ersten Geburtstag eines Kindes zu beobachten. Im Laufe des zweiten Lebensjahres findet dann meist die sog. Wortschatzexplosion statt, d. h. viele Begriffe werden aus dem passiven Wortschatz eines Kindes in seinen aktiven überführt.

Sprechen Erwachsene mit Babys langsam, überdeutlich und überbetont sowie in hoher Stimmlage, nutzen sie die sog. Babysprache. Begleitet wird diese meist von einer intensiven Mimik und Gestik. Darüber hinaus zeichnet sie sich durch einfache, sich wiederholende Worte oder Sätze aus.
Babysprache kann die Sprachentwicklung der Jüngsten positiv beeinflussen, da sie positive Gefühle und Zugewandtheit signalisiert. Das Kind ist dadurch aufmerksamer und kann so die Sprache besser aufnehmen.