1. Spielen ist Kindern in die Wiege gelegt
Der Mensch ist ein „Homo sapiens“ und ein „Homo ludens“, also ein weiser und ein spielender Mensch. Spielen gehört vermutlich zu den ältesten Kulturtechniken des Menschen. Seinen Spieltrieb teilt der Mensch mit vielen anderen Säugetieren. Weil die Evolution dieses Verhalten hervorgebracht hat, ist der Drang zum Spielen tief im Menschen verwurzelt. Kein Menschenkind muss zum Spielen angeregt, motiviert oder aufgefordert werden. Es spielt einfach – überall und jederzeit.
2.Spielen ist ein kindliches Grundbedürfnis
Wie Essen, Trinken, Schlafen, Pflege ist Spielen ein menschliches Grundbedürfnis. Für die Reformpädagogin Maria Montessori ist Spielen die Arbeit des Kindes. Wenn Kinder spielen, sind sie mit Ernsthaftigkeit und Konzentration bei ihrer Spielsache. Spielen ist die Hauptbeschäftigung des Kindes und zugleich Spiegel seiner Entwicklung. Das eigenaktive Spiel fördert kindliche Lern- und Entwicklungsprozesse in vielfältiger Weise.
3. Spielen mach Freude und Spaß
Kein Kind spielt mit der Absicht, etwas Sinnvolles zu lernen. Kinder spielen leidenschaftlich gerne, weil es ihnen Spaß macht. Sie haben Freude an ihrem selbstbestimmten Tun und der dabei erlebten Selbstwirksamkeit. Kinder sind von Natur aus neugierig und Neugierde ist die beste Didaktik der Welt. Unermüdlich probieren sie Neues aus und sammeln auf diese Weise wertvolle Lebenserfahrungen. Spielendes Lernen ist lustvolles, ganzheitliches Lernen, weil alle Sinne daran beteiligt sind – auch der sogenannte Unsinn.
4. Spielen trainiert den Körper
Eine wesentliche Funktion bewegungsreichen Spielens ist das Training eines noch jungen Körpers. Muskeln, Sehnen, Gelenke werden gestärkt. Bewegungsabläufe werden ausprobiert, koordiniert und einstudiert. Auf diese Weise gelingen zunehmend komplexere Handlungen. Bewegungsfreude wird zum Motor gesunder Entwicklung, sodass sich Körpergefühl, -bewusstsein, -beherrschung, Bewegungssicherheit, Ausdauer und Leistungsfähigkeit ausbilden können. Körperlicher Krafteinsatz und emotionale Beteiligung fordern die ganze Persönlichkeit heraus. All das fördert die gesamte Persönlichkeitsentwicklung.
5. Spielen und Lernen sind ein Traumpaar
Was zunächst als Gegensatz erscheint, ist ein Traumpaar, denn Spielen ist die bestmögliche Förderung für Kinder. Es ist die elementare Form des Lernens in der Kindheit. Spielend begreifen Kinder die Welt. Spiel- und Kindheitsforscher gehen davon aus, dass ein Kind bis zum Schuleintritt mindestens 15.000 Stunden selbstbestimmt gespielt haben muss. Das sind in etwa sieben Stunden am Tag.
6. Spielen baut Stress ab
Wenn wir Kinder beim Spielen beobachten, können wir immer wieder erleben, dass sie Eindrücke spielend verarbeiten. In Rollenspielen werden schöne, erfreuliche, aber auch traurige, beängstigende Erlebnisse inszeniert. Das, was ein Kind spielt, hat für es selbst Sinn und Bedeutung. Dabei geht es weniger darum, ein bestimmtes Ziel oder Ergebnis zu erreichen. Viel wichtiger sind der Spielprozess und die Erfahrungen, die es mit sich und anderen Kindern im Spiel sammeln kann.
7. Spielen ist soziales Lernen
Die alters- und geschlechtsgemischte Spielgruppe bietet einen optimalen Entwicklungsrahmen für soziales Lernen. Denn wenn Kinder miteinander spielen, gilt es, unterschiedliche Spielideen zu verwirklichen. Dafür müssen Absprachen getroffen, Regeln vereinbart, Konflikte ausgetragen und Lösungsmöglichkeiten verhandelt werden. Eigene Bedürfnisse müssen zugunsten einer Spielidee und Spielgruppe zurückgenommen werden, damit sich ein gemeinsames Spiel überhaupt entwickeln kann. Kinder streben nach sozialer Verbundenheit. Sie möchten einer Spielgruppe angehören und entwickeln dadurch neue Verhaltensweisen und Strategien, die ihnen Zugehörigkeit ermöglichen. Spielen öffnet den Weg zum eigenen Ich, aber auch vom Ich zum Du zum Wir.
8. Spielen ist kreativitätsfördernd
Spielend gestalten Kinder ihre eigene Wirklichkeit. Geht nicht, gibt’s nicht – die blühende Fantasie macht nahezu alles möglich. Fantasie, Kreativität und Spiel sind ohne einander nicht denkbar. Kindliche Spielhandlungen sind sowohl komplex als auch einfallsreich. Sie werden immer wieder neu ko-konstruiert. Im Spiel tauchen oftmals Probleme auf, die es zu lösen gilt. Die Suche nach Lösungen macht einen wesentlichen Teil des Spiels aus. Dieses entdeckende Lernen ist aktive Weltaneignung in eigener Sache.
9. Spielen überwindet Grenzen
Spielen hat eine hohe Bedeutung für Freundschaften sowie kultur- und sprachübergreifende Kontakte. Die Kita ist ein Ort gelebter soziokultureller Vielfalt. Der Schlüssel für Begegnung und Miteinander ist das Spiel. Spielend wachsen Kinder in ihre Kultur hinein und spielend nehmen sie Kontakt zueinander auf, denn im Spiel sprechen alle Kinder dieselbe Sprache. Kindliche Offenheit für anderes und das Interesse an Neuem überwindet Grenzen und ermöglicht, dass sich neue Beziehungsmuster entwickeln können.
10. Spielen ist ein Kinderrecht
Kinder haben ein Recht auf Freizeit, Erholung und Spiel. Dieses Recht auf Spielen ist in Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben. Der UN-Kinderrechtsausschuss hebt hervor, dass das Spiel der Kinder eigenständig ausgeübt und weniger durch den Erwachsenen gelenkt werden soll. Aufgabe von Kindertageseinrichtungen ist es, Kindern ungestörtes Spielen in anregend gestalteten Räumen – drinnen und draußen – zu ermöglichen. Eine spielfördernde Pädagogik ermöglicht es Mädchen und Jungen, ihre Spielkompetenz zu entfalten, und lässt Eltern daran teilhaben, wie gut sich ihre Kinder spielend entwickeln.