Anzeige: Widerstehen und Wachsen. Von Anselm Grün
Titelseite einfach leben 11/2025.

Nr. 11 – 2025November

Inhalt
1. Auflage 2025
Bestellnummer: Z330110

Wir beginnen den November mit Allerheiligen und Allerseelen. Die beiden Feste hängen eng zusammen. Denn wir vertrauen darauf, dass unsere Verstorbenen durch den Tod von Gott geheiligt worden sind. Keiner von uns stirbt als vollkommener Mensch. Wir alle erleben unser Leben als Fragment. Manche sprechen davon, dass ihr Leben nur Stückwerk sei oder dass es ihnen wie ein Scherbenhaufen vorkomme. Doch im Tod – so glauben wir – vollendet Gott unser Leben. Da verbindet er alles Disparate in uns miteinander. Da verwandelt er uns in die ursprüngliche Gestalt, die er jedem von uns in seiner Geburt mitgegeben hat. Diese Gestalt ist in unserem Leben oft nicht genügend sichtbar geworden. Aber auch im Tod von Menschen, die scheinbar gescheitert sind, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott ihre Gestalt vollendet, heil macht und ganz. Oft erkennen wir im Tod eines lieben Menschen, was er leben wollte, aber vielleicht nicht konnte, weil er geprägt war von verletzenden Erfahrungen seiner Kindheit. Und andere denken immer noch an Verletzungen, die sie von den Verstorbenen erlitten haben. So können wir keine gute Beziehung zu ihnen aufnehmen. Wir sollen die Wunden freilich nicht verdrängen, sondern uns mit ihnen aussöhnen, so dass sie heilen können. Wenn wir an die Verstorbenen denken, sollen wir an die denken, die Gott jetzt vollendet hat. Jetzt im Tod haben sie eine Botschaft an uns. Sie verweisen uns auch auf das, was sie leben wollten und nicht leben konnten. Sie mahnen uns, die Talente, die Gott jedem von uns geschenkt hat, zu entfalten. Und sie ermutigen uns, dass wir jetzt schon, bevor wir sterben, eine gute Lebensspur in diese Welt eingraben, eine Spur der Liebe und Barmherzigkeit, der Hoffnung und der Weite. Wir selber sollen im Denken an den eigenen Tod nicht auf das schauen, was wir nicht zustande gebracht oder was wir versäumt haben. Indem wir uns mit unserer Vergangenheit aussöhnen, wird unser Leben jetzt schon ganz. Und wenn wir die Zeit, die uns Gott noch schenkt, dazu nutzen, eine Lebensspur des Wohlwollens in diese Welt einzugraben, vollenden wir jetzt schon unser Leben. Aber wir sollen uns auch da nicht unter Druck setzen. Wir müssen nicht alles vollenden, Gott selbst wird im Tod all das, was noch Stückwerk geblieben ist, vollenden, ganz machen, heiligen.
So wünsche ich Ihnen einen gesegneten Monat November, dass der Gedanke an den Tod Sie hier und heute bewusst und achtsam, liebevoll und hoffnungsvoll leben lässt.

Über diese Ausgabe

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  • Lebensfragen 11/2025: Forum
    Plus Nr. 11 – 2025 S. 3

    ForumLebensfragen 11/2025

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