Es ist ein Angriff mitten in unser Herz.“ So schilderte mir einer unserer Partner aus Syrien das schreckliche Attentat auf die griechisch-orthodoxe Mar-Elias-Kirche in Damaskus, bei dem 25 Menschen getötet wurden. „Für uns alle ist das ein Schock“, sagte auch der Regionaldirektor der päpstlichen Mission für den Nahen Osten, Michel Constantin. Gerade in Damaskus hätten sich die Christinnen und Christen einigermaßen sicher gefühlt. Der Anschlag habe sie völlig unerwartet getroffen. Pater Miguel Condo Soto von den Salesianern Don Bosco schrieb: „Dieser tragische Anschlag hat die christliche Gemeinschaft und das ganze Land tief verwundet.“
Pater Miguel war 2023 zu Gast bei uns im „Monat der Weltmission“. Schon damals schilderte er eindrücklich, wie prekär die Lage besonders für junge Christinnen und Christen ist. Wie er uns jetzt nach dem Attentat berichtete, leben einige der von Don Bosco betreuten Jugendlichen und ihre Familien in unmittelbarer Nachbarschaft zur Mar-Elias-Kirche. Aus Solidarität mit den Opfern und den betroffenen Familien haben die Salesianer ihre Aktivitäten vorläufig unterbrochen und drei Tage der Trauer und des Gebets für den Frieden begangen.
Gleichzeitig höre ich, dass manche nicht so recht an den „Islamischen Staat“ als Täter glauben möchten. Sie halten diese Aussage für verfrüht, solange es keine Beweise dafür gibt. Es könnten – so äußert mancher vorsichtig und nur anonym – auch Kräfte dahinterstehen, die noch dem alten Regime von Diktator Assad verbunden sind. Umso mehr erwarten sich die Christen in Syrien von der neuen Regierung und der internationalen Gemeinschaft, dass wirklich ermittelt wird, wer genau hinter dieser grausamen Tat steckt. Und sie fordern die nötige Sicherheit, um ihren Glauben frei leben zu können, ohne Angst, und ohne Bedrohung. Für die Zukunft ist es wichtig, dass die politischen Kräfte die christliche Minderheit im Land dauerhaft und zuverlässig schützen.
Syrien könnte hier als Blaupause für die gesamte Region des Nahen Ostens dienen. Nur wenn die Minderheiten ihren Platz haben – ob im Irak oder im Iran, in den Emiraten oder in Israel und Palästina –, wird es eines Tages die Chance auf einen echten Frieden geben. Im Moment scheint dieser Frieden noch weiter entfernt denn je. In Syrien ist eine ganze Generation von jungen Menschen herangewachsen, die nach mehr als zehn Jahren Krieg und Zerstörung und der Machtübernahme durch die Islamisten nach ihrem Platz in der Gesellschaft sucht.
Wir müssen ehrlich sein: Wenn weiterhin jeden Tag die Gefahr neuer Anschläge besteht, dann erscheint gerade für junge Christen eine Zukunft in ihrer Heimat immer fraglicher. Sobald sich eine Möglichkeit bietet, ergreifen sie diese und verlassen ihr Land, um anderswo – in den USA oder Kanada, in Australien oder in Europa – ein besseres Leben anzufangen.
Doch was wäre ein Land wie Syrien, eine Region wie der Nahe Osten ohne die Christen? Gerade die Christinnen und Christen tragen maßgeblich zum Wiederaufbau bei und leisten einen wichtigen Beitrag zum gemeinsamen Frieden. Sie haben unsere Unterstützung und unser Gebet verdient.