Der Elite-Universitär Harvard geht es seit einigen Wochen an den Kragen. Das ist gelinde ausgedrückt, denn die Einstellung von Zahlungen seitens der US-Regierung und die angekündigten Visumsverschärfungen für ausländische Studierende sind mehr als besorgniserregend. Sollte die traditionsträchtige Universität einknicken, öffne das Tor und Türen für Autoritarismus, warnte etwa „The Guardian“. Hinter dem Vorgehen von Donald Trump und Co steht ein Konglomerat aus zumeist diffusen Vorwürfen, der Abneigung gegen die vermeintlichen Eliten und alles, was von der US-Regierung als „links“ propagiert wird, wohinter sich zumeist jedoch nichts anderes als Wissenschaftsfreiheit verbirgt.
Selbstredend kann man an der Ivy League Kritik üben – nicht nur am System generell, sondern auch dahingehend, was eine solche Universität konkret vor Ort bedeuten kann. Die Yale University etwa ist mit New Haven in einer der kriminalitätsreichsten Städte der USA beheimatet. Diese ist gerade auch aufgrund der Gentrifizierung durch die reiche Universität ein sozialer Brennpunkt, in dem die Lebensbedingungen zwischen Arm und Reich massiv auseinandergehen.
Doch darum geht es der Trump’schen Regierung selbstverständlich nicht. Sie will dort den Riegel vorschieben, wo junge Menschen sich Wissen aneignen, kritisches Denken einüben und Pluralität mehr als Gewinn denn als Verlust zu verstehen lernen – egal in welchem Fachbereich. Auch theologische Einrichtungen in Deutschland pflegen Fakultätspartnerschaften an der Ivy League. Für Theologiestudierende kann das bedeuten, den theologischen Diskurs in einem deutlich breiteren konfessionellen Umfeld zu betreiben, als dies in Deutschland möglich wäre, andere Zugangsweisen und Denktraditionen kennenzulernen und das eigene Denken auf internationalem Parkett zu erproben, vielleicht gar zu verändern. Und auch die Perspektiven der US-Studierenden werden geweitet, Religionen in ihren weltweiten Kontexten – und in ihrer kulturellen, sozialen und politischen Vielschichtigkeit – ganz anders verstanden. Wer das zur Disposition stellt, demonstriert auf der einen Seite Macht, zeigt andererseits aber auch Angst: Angst vor kritisch denkenden Menschen, die in der Lage sind, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen – und für die die Demokratie bei all ihren Defiziten eben doch die beste aller möglichen Regierungsformen bleibt.