Manchmal sind Worte inhaltlich wenig originell, aber dadurch, wer sie wo zu wem sagt, gewinnen sie neu an Tiefe. Pfingsten wird bekanntlich auch als das Fest der Vielfalt in Einheit gefeiert – zu oft als Fest der leeren Worte.
Die Anerkennung von Verschiedenheit jeglicher Art inmitten von Hass und Krieg forderte nun auch einer, der um die tägliche Herausforderung hinter den leicht gesagten Worten allzu gut weiß: Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem. Jetzt am Samstag betonte er: Auch erschöpft durch all die massive Gewalt um sie herum sollten Christen dennoch gerade als diejenigen erscheinen, die den Geist des Lebens und der Verständigung empfangen haben. Wo jemand Gutes tue, wo jemand trotz all des Hasses noch ein Wort des Trostes oder des Lebens sagen und leben könne, sei der Heilige Geist anwesend. So oft wir auch selbst scheiterten, wir sollten stets von Neuem anfangen.
Der Ort des Geschehens: das Pilgerzentrum „Notre Dame“ in Jerusalem, nur wenige hundert Meter vom Berg Zion entfernt, auf dem das Pfingstgeschehen traditionell verortet wird. Seit 2004 befindet sich das Anwesen in Trägerschaft der Legionäre Christi. Anlass der eindringlichen Ansprache: die Einweihung des „Pfingstraums“. Fünf Jahre malte der chilenische Künstler Daniel Cariola eine Pfingstszene an die Wände und die Decke des fensterlosen Raums, bestehend aus lebensecht wirkenden Menschen, die voller Erstaunen und Begeisterung zum sich öffnenden Himmel blicken.
Nun mögen die Legionäre Christi schon allein vom Namen her eher an Uniformität und Disziplin denken lassen denn an die Feier von Diversität jeglicher Art. Das Gemälde zeigt vor allem attraktive Menschen zwar aller Generationen, aber keine beispielsweise sichtbar kranken oder beeinträchtigten Menschen.
Pizzaballa betonte: Christen müssen Unterschiede aushalten. Wir sollten nicht hinter verschlossenen Türen feiern, sondern die Türen öffnen und hinausgehen.
In dieser Umgebung erhalten seine Worte eine ganz neue, alte Bedeutung – voller Brisanz außer- und innerhalb der Kirche. Die Anerkennung von Andersartigkeit ist nach wie vor nichts weniger als leicht.