Katholische KircheMachtmissbrauch bei kirchlichen Personalien

Nicht nur das Verfahren bei Bischofsernennungen ist höchst undurchsichtig. Auf vielen Ebenen der Kirche werden Personalentscheidungen hinter verschlossenen Türen getroffen. Damit wird Machtmissbrauch befördert und Synodalität verhindert.

Porträt Fabian Brand
Fabian Brand© Florian Nütten

Erst kürzlich wurden mit Pater Joshy George Pottackal und Martin Marahrens zwei neue Weihbischöfe für Deutschland ernannt. Während Pottackal im Bistum Mainz wirken wird, ist der Dienstsitz von Marahrens das Bistum Hildesheim. Obgleich die Freude in den Bistümern groß ist, stellen solche Ernennungen doch immer wieder auch die Frage nach dem Vorgehen bei derartigen Berufungen. Denn das Verfahren zur Bischofsernennung ist keineswegs transparent – und damit bildet es keine Ausnahme bei kirchlichen Personalentscheidungen.

Auch in den Bistümern selbst gibt es immer wieder Personalverfahren, die keineswegs transparent nachvollziehbar wären. Man nutzt hierbei gern den Begriff der Berufung, um damit deutlich zu machen, dass jemand eine besondere Aufgabe übertragen bekommt, obwohl er sich nicht dafür beworben hat. Ein Bischof beruft zum Beispiel einen neuen Generalvikar, wie jüngst im Bistum Trier geschehen. Das Problem dabei aber ist: Hinter dem spirituell aufgeladenen Begriff steckt ein System, das höchst anfällig für Machtmissbrauch ist. Wo intransparente Personalentscheidungen getroffen werden, dort bewegt man sich auf einem schmalen Grat zur Vertuschung von Machtmissbrauch.

Denn das ist es, was in den Gutachten über sexuellen Missbrauch in der Kirche doch immer wieder bemängelt wird: Dass es systemische Ursachen sind, die solchen Missbrauch begünstigen. Und dass es solche undurchsichtigen Personalien sind, die eine Struktur befördern, in der Macht auf verschiedene Personen konzentriert wird, die diese in einer nicht durchschaubaren Weise einsetzen. Solches Handeln befördert nicht nur Machtmissbrauch, es steht auch sämtlichen synodalen Bestrebungen massiv entgegen. Denn zumindest bei den wichtigen Leitungsfunktionen einer Diözese sollte doch das Gottesvolk ein Mitspracherecht haben. Sämtliche Macht auf den Klerus und den Episkopat zu konzentrieren, ist nicht nur höchst prekär, es ist auch brandgefährlich. Hier reproduziert man nur mehr ein System, das auf Klüngeleien aufbaut und weiterhin von Intransparenz und Vertuschung lebt.

Es bleibt eine heikle Aufgabe, das System Kirche dergestalt zu reformieren, dass Macht geteilt wird und transparente Verfahren in allen Bereichen das Ziel sind. Mit aller Macht gilt es zu verhindern, dass Abhängigkeitsverhältnisse geschaffen und Personalentscheidungen hinter verschlossenen Türen getroffen werden, dass man weiterhin ein System reproduziert, welches höchst anfällig für unterschiedliche Arten des Missbrauchs ist.

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