Das Pontifikat Leos XIV.Warten auf neue Präfekten

Rom befindet sich noch in der Sommerpause. Doch unmittelbar danach dürfte Papst Leo XIV. erste wichtige Weichenstellungen seines Pontifikats treffen. Dazu gehört die Ernennung neuer Präfekten für die Dikasterien.

Fabian Brand, Redakteur der Herder Korrespondenz
© Florian Nütten

Noch herrscht Sommerpause in Rom. Zwar ist Papst Leo XIV. wieder zurück im Vatikan und hat mit dem Weltjugendtreffen das erste größere Ereignis seines Pontifikats hinter sich gebracht. Doch erst nach dem italienischen Feiertag Feragosto und einem erneuten Kurzaufenthalt in Castel Gandolfo wird es für den neuen Pontifex ernst werden.

Vor allem stehen wichtige Personalentscheidungen an. Kurz nach seiner Wahl hatte Leo XIV. die Chefs der vatikanischen Dikasterien übergangsweise bestätigt. Und so wird es nun immer wahrscheinlicher, dass Leo bald sein neues Kabinett der römischen Kurie präsentiert.

Gesetzt dürfte dabei der Name von Luis Antonio Tagle als Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung sein. Schon unmittelbar nach seiner Wahl hatte der neue Papst Tagle zum Kardinalbischof von Albano ernannt – ein Titel, den zuvor Robert Francis Prevost selbst trug. Das lässt sich als besonderen Vertrauensbeweis Leos werten. Auch Namen wie Lazarus You Heung-sik als Präfekt des Klerusdikasteriums oder Schwester Simona Brambilla als Präfektin des Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens dürften ihre Posten unter Leo XIV. wohl behalten.

Eine andere Baustelle hingegen ist das Dikasterium für die Bischöfe, das der Pontifex selbst bis zu seiner Wahl leitete. Auch Victor Manuel Fernández könnte als Präfekt des Glaubensdikasteriums nicht bestätigt werden. Er galt zwar als enger Vertrauter von Papst Franziskus, aber inwiefern er auch mit dem neuen Papst harmoniert, ist bisher offen. Andere bisherige Dikasterienchefs stehen kurz vor ihrem 80. Geburtstag und könnten deshalb nicht verlängert werden. So Marcello Semeraro, Präfekt des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungen, Michael Czerny, Präfekt des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, und Kevin Farrell, Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben.

Spannend bleibt, ob auch ein deutschsprachiger Bischof unter Papst Leo wieder einen hochrangigen Posten an der Kurie erhält. Möglich wäre, dass Reinhard Marx noch einmal für einige Jahre nach Rom wechselt. Immerhin soll er im Hintergrund des letzten Konklaves viele Strippen gezogen haben. Auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat gute Chancen: Er ist seit 18 Jahren Bischof und durch verschiedene überdiözesane Tätigkeiten in Rom gut vernetzt.

Die Besetzung der Dikasterien ist ein wichtiges Zeichen, in welche Richtung das Pontifikat Leos XIV. laufen könnte. Vermutlich führt der Papst seinen Kurs als Brückenbauer fort und wird die Dikasterien mit Chefs aus unterschiedlichen katholischen Lagern besetzen. Oder er schlägt einen ganz anderen Weg ein. Die Zeichen mehren sich, dass wir bald mehr wissen.

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