Beim liturgischen Gruß geht es um
mehr als um eine „bloße Begrüßung“.
Vielmehr soll die Gegenwart
Christi zugesagt und ins Bewusstsein
gehoben werden: in der
versammelten Gemeinde, in seinem
Wort, im Sakrament und im aus der
Sendung gelebten Alltag ist Christus
gegenwärtig, ist er „mitten unter
uns“.
Im Rahmen meiner Diplomarbeit
(vor mehr als 30 Jahren)
hatte ich die Gelegenheit, diesen
Gruß in der offiziellen Form des
brasilianischen Messbuches
kennenzulernen. Dort antwortet die
Gemeinde auf die Anrede des
Priesters („Der Herr sei mit euch“)
mit: „Er ist mitten unter uns.“ Wie
stark kommt in dieser Übertragung
doch die angesprochene „Selbst-Vergewisserung“
der Gemeinde zum
Tragen! Ich habe diesen Gedanken
dann in meine Arbeit als theologischer
Mitarbeiter in die Gemeinschaft
vom „Haus der Stille“
(Steiermark) eingebracht.
Dort
haben wir diesen Gruß in der Form
„Christus ist bei uns“ – „Ja, er ist in
unserer Mitte!“ schon seit mehr als
30 Jahren in Gebrauch, und er hat
sich in dieser Zeit trotz einer
aufgrund unserer Gäste ständig
fluktuierenden Gottesdienstgemeinde
zu einer Selbstverständlichkeit
entwickelt.
Eines stimmt auf jeden
Fall: Es braucht auch eine neu
formulierte Einleitung, auf die dann
diese eindeutige Antwort erfolgen
kann. Mit „Der Herr sei mit euch“
würde das nie funktionieren.
Wir
haben uns jedenfalls als Gemeinschaft
zu diesem Schritt entschlossen
im Bewusstsein, damit dem Kern
des Gemeinten näher zu sein als mit
der gewohnten Formel.
Hans Waltersdorfer,
Haus der Stille, Heiligenkreuz a. W.