Seit es den Synodalen Weg von Deutscher Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken gibt, wiederholt sich immer wieder ein bestimmtes kommunikatives Muster.
- Vom Papst oder einem Vertreter der römischen Kurie kommt eine Äußerung offizieller oder inoffizieller Natur (sei es in einem Papst-Interview, bei einem Ad-Limina-Besuch, in einer Erklärung des Heiligen Stuhls, einem "in forma specifica" approbierten Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz oder einem Schreiben des Papstes "an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland". Sie verstehen nur Bahnhof? Kein Problem, es ist auch egal).
- Diese Äußerung wird publik und dann von Medienvertretern – unabhängig von ihrer jeweiligen Couleur – als Warnung, Dämpfer, Stoppschild, kurz: als Kritik am Kurs der katholischen Kirche in Deutschland und an der Arbeitsweise und den Inhalten des Synodalen Weges interpretiert.
- Daraufhin meldet sich ein Vertreter der Bischofskonferenz oder des deutschen Katholizismus zu Wort und sagt entweder: "Wir sind für die Äußerungen dankbar und fühlen uns ermutigt, den eingeschlagenen Kurs weiterzugehen. Es gibt keinen Widerspruch zwischen Deutschland und Rom". Oder aber es heißt: "Die Kritik ist unberechtigt, wir werden in Rom falsch verstanden."
Jemandem, der in einem Familienkonflikt auf diese Weise reagiert, würde man wahrscheinlich Gaslighting vorwerfen: Anstatt mit Konflikten offen umzugehen, sie, wie man heute sagt, "an sich heranzulassen" und zu argumentieren, reagiert man mit Verleugnung und spricht den anderen ihre Wahrnehmung ab.
"Sie können ja auch mal fragen, ob ihre Wahrnehmung verkehrt ist."
Gestern ist die Herbst-Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda zu Ende gegangen. Zum Abschluss stand der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, den Medienvertretern Rede und Antwort. Bei dieser Gelegenheit auf das oben geschilderte Muster angesprochen und gefragt, was sich die Verantwortlichen von dieser Vorgehensweise eigentlich versprechen, antwortete Bätzing kurzerhand: "Sie können ja auch mal fragen, ob ihre Wahrnehmung verkehrt ist."