Verletzlichkeit – Sind wir zu empfindlich?Podcast mit Frauke Rostalski

Menschen haben heute ein hohes Bewusstsein für Verletzlichkeit, obwohl das Leben weniger Risiken bereithält als in früheren Zeiten. Wir leben in einer "vulnerablen Gesellschaft". Das wirkt sich auch auf die Art und Weise aus, wie wir uns als Gesellschaft miteinander verständigen. Die Rechtswissenschaftlerin Frauke Rostalski von der Universität Köln meint: Daraus entsteht ein Problem für die Demokratie. COMMUNIO-Redaktionsleiter Benjamin Leven hat mit ihr gesprochen.

Frauke Rostalski
© Deutscher Ethikrat/Christian Thiel

Verletzlichkeit – Sind wir zu empfindlich?

Communicatio: Der Podcast der Internationalen Katholischen Zeitschrift COMMUNIO. Folge 4: Verletzlichkeit – Sind wir zu empfindlich? Benjamin Leven im Gespräch mit Frauke Rostalski.

Podcast bei Podigee

Frauke Rostalski, seit 2020 Mitglied im Deutschen Ethikrat, spricht von "Diskursvulnerabilität". Gemeint ist: Menschen identifizieren sich so mit ihren Standpunkten, dass sie Gegenargumente als Angriff auf die eigene Person empfinden – und fordern im schlimmsten Fall, die andere Seite vom Gespräch auszuschließen. Die Ausladung der US-amerikanischen Philosophin Nancy Fraser von der Albertus-Magnus-Professur der Universität zu Köln hält Rostalski für falsch. Am Austausch von Sachargumenten führt für sie kein Weg vorbei. In Ihrem Buch "Die vulnerable Gesellschaft. Die neue Verletzlichkeit als Herausforderung der Freiheit" schildert sie, wie ein erhöhtes Risikobewusstsein in der Gesellschaft zu Einschränkungen der Freiheit führt, von denen alle betroffen sind. Der Ruf nach dem Staat führt zu Verschärfung von Gesetzen und neuen Verboten. Eigenverantwortung und Resilienz verlieren an Bedeutung. Auch beobachtet sie in den Verletzlichkeitsdebatten Schieflagen. Stichwort "Gehsteigbelästigung": Die Bundesregierung will verhindern, dass Frauen auf dem Weg zu einer Abtreibung auf der Straße von Aktivisten angesprochen werden, die sie von ihrem Entschluss abhalten wollen. Für Frauke Rostalski würde damit nicht nur die Meinungsfreiheit eingeschränkt – auch die Vulnerabilität eines Dritten kommt ihr in der Debatte zu kurz: nämlich des Ungeborenen.

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