Um anderen zu helfen, muss man kein Christ sein. Trotzdem motiviert mich der Glaube, wenn ich sehe, dass andere in Not sind. In der Bibel kann man lesen, wie Jesus sagt: "Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25,40) und Heldengeschichten wie die von Sankt Martin oder dem barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37) haben die Messlatte schon ziemlich hoch gehängt.
Der Advent kennt besonders viele Spendenaufrufe. Nahezu täglich kommt ein Briefumschlag ins Haus, mit bunten Broschüren voll trauriger Kinderaugen oder Bilder von Familien in prekären Lebensumständen. Um ehrlich zu sein habe ich noch nie einen Überweisungsträger der großen Hilfswerke ausgefüllt. Mit schlechtem Gewissen landen die Briefe oft ungeöffnet im Papiermüll. Gerade in der Adventszeit habe ich keine Zeit mir das durchzulesen, auch um zu überprüfen, wo die Hilfe dann eigentlich ankommt.
Gut, zu sehen, wie das Geld direkt ankommt
Ich spende am liebsten unkompliziert online. Plattformen wie "Gofundme" machen das sehr einfach. Hier kann man über sogenanntes "Crowdfunding" schnell helfen, eine bestimmte Summe für einen guten Zweck zu erzielen. Erst diesen Sommer habe ich erlebt, wie gut das funktioniert. Eine Bekannte bekam für ihren neugeborenen Sohn die niederschmetternde Diagnose Mukoviszidose. Eine seltene, unheilbare Krankheit, die langsam Lunge, Bauchspeicheldrüse und andere Organe zerstört. Um Risiken zu minimieren, musste die junge Familie überstürzt ein neues Zuhause finden, das sie für ihr Kind aufwendig umbauen mussten. Sie brauchten unter anderem eine teure Lüftungsanlage, weil Schimmelsporen oder schlechte Luft für den Kleinen schnell bedrohlich werden können. In ihrer Verzweiflung schalteten sie einen Aufruf auf dem genannten Portal, der mich über die sozialen Medien erreicht hat. Man konnte live verfolgen, wenn Spenden eingehen und auch später sehen, wie hoch der aktuelle Stand ist. Über 20.000 Euro kamen in nur wenigen Tagen zusammen. Das hat mich überrascht.
Ein anderes Beispiel, auch aus diesem Sommer, war sogar noch krasser: Ein junger Familienvater aus der Region verstarb tragisch und überraschend. Freunde und Familie organisierten einen Spendenaufruf, der sich ebenfalls schnell über die Smartphones verbreitete. Hier sind, Stand heute, sogar fast 100.000 Euro (!) gespendet worden, die der Witwe und den zwei kleinen Kindern für eine gewisse Zeit finanzielle Sorgen nehmen werden. Nebenbei ist das ein großes Zeichen der Solidarität – und ein gutes Gefühl, zu sehen, wie das Geld direkt ankommt.
Bleibt die Frage, wie viel man eigentlich spenden sollte. Vom Überfluss nehmen, sodass es nicht weh tut oder gar den "Zehnten", wie im Alten Testament? Jesus nennt keine genaue Höhe, aber die "Almosen" sind ihm wichtig, als etwas, das ohne Aufsehen geschehen soll ("Posaune es nicht vor dir her (...) um von den Leuten gelobt zu werden" Mt 6, 1–4).
Natürlich ist es extrem wichtig, die Empfänger im besten Fall sogar persönlich zu kennen oder auf andere Art abzuklären, dass es sich um einen seriösen Aufruf handelt.
Bei Crowdfunding-Plattformen kann man auch anonym spenden. Und man kann sich im Suchfeld übrigens auch Projekte aus der unmittelbaren Umgebung anzeigen lassen. Natürlich ist es extrem wichtig, die Empfänger im besten Fall sogar persönlich zu kennen oder auf andere Art abzuklären, dass es sich um einen seriösen Aufruf handelt.
Dann ist das für mich eine gute Ergänzung zum "klassischen" Spenden, bei der man irgendwie näher dran ist, als sonst – und bei der man sehen kann, wie andere aus der Nachbarschaft ebenso helfen und wie die Summen immer größer werden. In dieser krisenhaften Zeit kann einem das auch kurz ein bisschen den Glauben an die Menschheit zurückgeben – ob die Leute nun etwas geben, weil sie Christen sind oder nicht.