"Angriff der Kirchen auf die CDU. Bischöfe schlagen Alarm wegen Merz' Asylplänen", titelte heute Morgen die Bild-Zeitung. Der Anlass: Gestern Abend erhielten alle Bundestagsabgeordneten eine Stellungnahme und ein Begleitschreiben von Prälat Karl Jüsten, Leiter des Katholischen Büros in Berlin, und Prälatin Anne Gidion, der Bevollmächtigten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland. Darin äußerten die beiden Kirchenvertreter massive Kritik an den Vorhaben der Union im Bundestag in Sachen Migration.
Im Begleitschreiben heißt es unter anderem, die Vorschläge der Union seien "rechts- bzw. verfassungswidrig" und würden "die Grundpfeiler der Europäischen Union" erschüttern. Es stehe zu befürchten, dass "die deutsche Demokratie massiven Schaden nimmt", wenn die Union sich von dem Versprechen verabschiede, "keine Abstimmungen herbeizuführen, in der die Stimmen der AfD ausschlaggebend sind".
Nun stellt sich heraus: Zumindest was die katholische Seite betrifft, war die Aktion nicht mit den Kirchenoberen abgestimmt. Wie COMMUNIO aus Kirchenkreisen erfuhr, wussten die deutschen Bischöfe nichts von dem Vorgehen ihres Berliner Repräsentanten. "Der Text ist im Alleingang des katholischen Büros entstanden und versendet worden. Die Bischöfe wurden heute im Nachhinein darüber informiert", so ein Insider.
Mehr noch: Beim "Ständigen Rat", dem regelmäßigen Treffen der katholischen Ortsbischöfe, der am Montag und Dienstag tagte, hatten die Oberhirten sich mehrheitlich gegen einen solchen Schritt ausgesprochen. Eine Mehrheit der Bischöfe war nach COMMUNIO-Informationen der Meinung, dass die Kirche in der aktuellen Situation nicht in die Debatte und damit in den Wahlkampf eingreifen solle.
Voderholzer "verärgert" über Vorgehen des Katholischen Büros
Auf Anfrage von COMMUNIO distanziert sich der Regensburger Oberhirte Rudolf Voderholzer von dem Schreiben und lässt wissen: "Ich halte die parteipolitische Positionierung von Bischöfen für falsch und bin verärgert über das Vorgehen des Katholischen Büros. Die aktuelle Stellungnahme gegen einen Gesetzentwurf der CDU/CSU spricht nicht in meinem Namen. Ich distanziere mich in aller Form davon. Leider kann die DBK nicht mehr mit einer Stimme sprechen, wie es das Papier vorgibt."
Aktualisierung vom 29.1.2025, 16.30 Uhr: Ein Schreiben der Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, das heute Morgen an die deutschen Bischöfe verschickt wurde, bestätigt diese Darstellung.