Monatsspruch im November 2025

Ezechiel 34,16: Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken.

Einstehen für Schwache

Der 4. November 1950 markiert einen Fortschritt in der Geschichte Europas. Die Europäische Menschenrechtserklärung wird unterzeichnet. Vertreter und Vertreterinnen aus zwölf Staaten sind dafür in Rom zusammengekommen: aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Island, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, der Türkei und dem Vereinigten Königreich. Weitere Staaten unterzeichnen im Laufe der Zeit. Heute gilt die Europäische Menschenrechtserklärung für mehr als 700 Millionen Menschen in 46 Staaten, auch für uns hier in Deutschland. Für jeden und jede einzelne von uns. Dieses Jahr im November 2025 feiern wir ihr 75-jähriges Bestehen.
Die Europäische Menschenrechtserklärung ist in Reaktion auf die Schrecken und Verbrechen des Zweiten Weltkrieges entstanden. „Nie wieder“ hat das Motto gelautet: Nie wieder dürfen grundlegende Rechte und Freiheiten von Menschen verletzt werden. Dazu zählen allen voran das Recht auf Leben, das Recht auf freie Meinungsäußerung, die Gewissens- und Religionsfreiheit, das Recht auf faire Verfahren, die Achtung des Privat- und Familienlebens. Verboten hingegen sind Folter, erniedrigende Strafen, Sklaverei, Zwangsarbeit und Diskriminierung. Dabei ist es nicht bei einer reinen Absichtserklärung geblieben. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte überwacht die Einhaltung der Erklärung. Deren Vision auf den Punkt gebracht lautet: Einstehen für die Schwachen.
Dieselbe Vision spiegelt der Monatsspruch für den November 2025. Der Monatsspruch steht in Ezechiel 34,16. Dort verheißt Gott: „Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist.“
Einstehen für die Schwachen. Für die Verlorenen, Verirrten, Verwundeten. Sich schützend vor sie stellen. Ihr Anwalt sein. All das wäre zur Zeit Ezechiels eigentlich die Aufgabe der damaligen Machthaber gewesen. Doch die sind ihrer Aufgabe nicht gerecht geworden. Deshalb ist Gott an ihre Stelle getreten. Gott verspricht: Wenn es die Machthaber nicht tun, dann sorge ich für die Schwachen.
Für die Schwachen einer Gesellschaft einstehen, diese Aufgabe stellt sich zur Zeit Ezechiels, nach dem Zweiten Weltkrieg – und bis heute. Auch heute wird immer wieder die Würde von Menschen mit Füßen getreten. Ein Blick in die Nachrichten genügt: Krieg, Folter, Menschen werden ausgehungert, ganze Landstriche werden ausgebombt, Kinder bekommen keinen Zugang zu Bildung. Menschen werden diskriminiert, beschimpft, ausgegrenzt. Weil sie anders aussehen, weil sie eine andere Religion haben, weil sie nicht in die gängigen Muster passen, schlicht weil sie anders sind. Ezechiel und die Europäische Menschenrechtserklärung sind heute, im November 2025, eine Erinnerung daran: Stellt sicher, dass jeder Mensch mit Würde und Respekt behandelt wird! Steht ein, steht auf für grundlegende Rechte und Freiheiten! Sie stehen allen Menschen zu. Übernehmt Verantwortung! Es braucht Menschen, die das auf der großen Weltbühne tun. Aber das reicht nicht. Es ist die Aufgabe jedes Einzelnen, in seinem und ihrem persönlichen Alltag. Das kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Sich einmischen, wenn gegen Ausländer geschimpft wird. Einschreiten, wenn Menschen physisch oder seelisch verletzt werden, zum Beispiel bei Mobbing am Arbeitsplatz, in der Schule, im Freundeskreis. Gegen Diskriminierung aufstehen. Steh ein, steh auf für die Schwachen. Hier und jetzt. Getragen von dem Vertrauen, dass wir dabei nicht auf uns allein gestellt sind, sondern getragen von Gottes Zusage: Ich bin an deiner Seite. Ich werde mit dir gemeinsam „das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken“.

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