1 Alle Eingangslied: GL 351 »Komm, Schöpfer Geist«
2 Gl Liturgischer Gruß
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. – Alle: Amen. – Der Herr ist in unserer Mitte. – Alle: Er ist wirklich unter uns.
3 Gl Einführung
Mit dem Pfingstfest beenden wir die Osterzeit. Fünfzig Tage gibt uns das Kirchenjahr Zeit, die aufrüttelnde Wahrheit des Ostermysteriums zu verdauen, der Auferstehung in unserem eigenen Leben nachzuspüren. Die Natur ist mittlerweile zum Leben erwacht, alles um uns herum drängt zum Aufbruch, zum Leben. Das ist Pfingsten. Die Jüngerinnen und Jünger öffnen die Türen, sie brechen auf, um das Evangelien zu allen Menschen zu bringen. Öffnen auch wir die Türen unserer Herzen und lassen wir uns entzünden vom Heiligen Geist Gottes.
4 Gl Kyrie: GL 348
5 Gl Eröffnungsgebet
Allmächtiger, ewiger Gott, durch das Geheimnis des heutigen Tages heiligst du deine Kirche in allen Völkern und Nationen.
Erfülle die ganze Welt mit den Gaben des Heiligen Geistes, und was deine Liebe am Anfang der Kirche gewirkt hat, das wirke sie auch heute in den Herzen aller, die an dich glauben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
6 Lek Erste Lesung: Apg 2, 1–11
7 Kan Psalm: GL 58 / Ps 104 (103), 1–2.24–25.29–30.31 u. 34
8 Lek Zweite Lesung: 1Kor 12, 3b–7.12–13 / Röm 8, 8–17
9 Alle Pfingstsequenz: GL 344
9a Kan Ruf vor dem Evangelium
Halleluja. Halleluja.
Komm, Heiliger Geist,
erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!
Halleluja.
10 Gl Evangelium: Joh 20, 19–23
11 Gl Auslegung
»Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.« Diesen Ausspruch von Pippi Langstrumpf habe ich vor Kurzem zugeschickt bekommen. Da habe ich mir lebhaft dieses freche, fantasievolle Mädel vorstellen können, wie es sich denkt: »Wenn wir etwas noch nie ausprobiert haben, hat es auch noch nie schiefgehen können. Also klappt es bestimmt; wir brauchen es nur zu versuchen!« Und schon beginnt das nächste Abenteuer von Pippi Langstrumpf …
»Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.« Die E-Mail mit diesem Zitat habe ich als Anklopfen des Heiligen Geistes registriert, der mir damit einen Impuls für meine Pfingst-Predigt gegeben hat. Denn was Pippi Langstrumpf sagt, hätten auch die Jüngerinnen und Jünger Jesu sagen können – allerdings erst nach dem Pfingstfest, das heute in Lesung und Evangelium in zwei Varianten geschildert wird, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufweisen.
Die Unterschiede: Im Johannes-Evangelium ist es Jesus persönlich, der seinen Jüngern den Heiligen Geist übergibt; er tut dies am Abend des Ostersonntags. Ostern und Pfingsten fallen bei Johannes also auf denselben Tag.
Die Apostelgeschichte legt die Geistsendung hingegen auf den 50. Tag nach der Auferstehung Jesu, der damals mit dem jüdischen Fest Schawuot zusammenfiel. (Heuer feierten die Juden das »Wochenfest«, wie es deutsch heißt, am 2.Juni, also 50 Tage nach dem Paschafest; es ist ein Erntedankfest und zugleich die Erinnerung an die Übergabe der Zehn Gebote an das Volk Israel am Berg Sinai.) Jesus ist zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr sichtbar bei seinen Jüngern; seine Erscheinungen haben ja mit »Christi Himmelfahrt« zehn Tage vor Pfingsten aufgehört. Somit kommt der Heilige Geist »vom Himmel her« auf die Jünger.
Die Gemeinsamkeiten: Die Jünger befinden sich »am selben Ort« – nach der Apostelgeschichte im Gebet versammelt, nach dem Johannes-Evangelium voller Angst, weil sie befürchten, dass ihnen das gleiche Schicksal wie Jesus widerfahren könnte. Beides zusammen wird wohl das zutreffendste Bild ergeben: Die Jünger Jesu verstecken sich und beten darum, dass die ganze Geschichte irgendwie glimpflich für sie ausgehen möge.
Gemeinsam ist beiden Texten auch die Charakterisierung des Heiligen Geistes: Sturm und Feuer vom Himmel in der Lesung, also göttliche Energie und göttlicher Schwung für die Jünger. Und im Evangelium der »Hauch« Jesu, der seine Jünger trifft und ihnen neue Lebendigkeit und Lebensfreude einflößt. Das Hauchen Jesu ist in der griechischen Bibel das gleiche Wort wie das Hauchen Gottes bei der Erschaffung des Menschen, als er diesem den Lebensatem gibt.
Gemeinsam ist schließlich auch die Wirkung des Heiligen Geistes: Er macht ihnen Beine, er sendet sie zu den Menschen – und zwar ohne Unterschied zu allen Menschen, denen sie begegnen! –; er beauftragt sie, ihnen von Jesus und seiner Frohen Botschaft zu berichten, damit auch sie zum christlichen Glauben finden.
Das tun die Jünger, wie es die Lesung eindrücklich beschreibt: Nichts hält sie nun mehr in ihrem Versteck; der Heilige Geist treibt sie hinaus zu Menschen aller möglichen Sprachen und Kulturen; ohne Angst vor möglicher Verfolgung und Verhaftung geben die Jünger ihren Mitmenschen voll Begeisterung weiter, was sie von Jesus gehört und gelernt haben.
Für die Jünger ist diese Situation völliges Neuland: Noch nie zuvor haben sie ohne sichtbare Rückendeckung durch Jesus den christlichen Glauben in Eigenverantwortung verkündet; noch nie zuvor haben sie mit Menschen anderer Religionen über die Frohe Botschaft Jesu gesprochen. »Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut«, könnten die Jünger an Pfingsten erstmals gedacht haben – dank Heiligem Geist. Und weil sie sich ihrer Sache, die zugleich die Sache Jesu ist, so sicher sind, halten sie an ihrer Sendung fest, selbst als sie dafür beschimpft, geschlagen und getötet werden. Trotz aller Widrigkeiten beginnt der christliche Glaube immer weitere Kreise zu ziehen.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Texte stellen uns vor Augen, liebe Schwestern und Brüder: Wann auch immer und wie auch immer der Heilige Geist den Menschen erreicht – er will im Menschen wirken, ihm Energie und Schwung, Lebendigkeit und Lebensfreude geben. Sobald der Mensch den Heiligen Geist wirken lässt, wie es die Jünger getan haben, spürt er das Bedürfnis, seinen Glauben mit seinen Mitmenschen zu teilen, indem er ihnen Gutes sagt und tut – und indem er ihnen sagt, woher er die Motivation dazu hat: von Jesus selbst, dem Begründer seines Glaubens. Für dieses Mit-Teilen des Glaubens gilt es auch in der Gegenwart und Zukunft immer wieder neue Wege zu beschreiten, etwas auszuprobieren, was zuvor nicht nötig, praktikabel oder denkbar war.
Was für meinen Glauben gilt, ist auch für mein ganzes Leben wahr: Jeder Tag, der anbricht, bietet mir Lebenszeit, wie ich sie bislang noch nicht er-lebt habe; er ist nicht einfach die Wiederholung eines vorherigen Tages, sondern etwas Neues. Ausgestattet mit dem Heiligen Geist darf ich jeden neuen Tag dankbar beginnen, das Geplante verwirklichen, ihn mit Sinn erfüllen – am besten, indem ich versuche, nach Jesu Vorbild zu leben –, und mich von Unplanbarem überraschen lassen. Was der neue Tag mir auch bringen wird, ich will mir Pippi Langstrumpfs Einstellung zu eigen machen. – Auch wenn mal etwas nicht gut gehen sollte, folgt bestimmt ein neuer Tag, der dann hoffentlich besser aussieht. Und wenn einmal kein neuer Tag mehr folgt, wird angesichts meines Sterbens tod-sicher wahr, dass mir ewiges Leben blüht: Das habe ich noch nie probiert, also geht es sicher gut.
12 Alle Predigtlied: GL 472 »Manchmal feiern wir mitten im Tag«
13 Alle Glaubensbekenntnis: GL 3,4
Gl Wir sprechen gemeinsam das Apostolische Glaubensbekenntnis.
14 Gl Friedenszeichen
Jesus sagt: Meinen Frieden gebe ich euch. Wo wir diesen Frieden annehmen, wird Hass und Feindschaft überwunden. Geben wir einander ein Zeichen dieses Friedens.
15 Gl Kollekte
Frieden ermöglichen heißt auch: Miteinander teilen … (Ansage des Kollektenzwecks).
16 Alle Lobpreis: GL 670 H
17 Fürbitten: GL 312.2
Gl Zu Gott, unserem Vater, der uns seinen Geist des Beistands sendet, wollen wir beten: »Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu.« (GL 312.2)
Lek Für alle, die in Finsternis leben. Zerreiß ihre Dunkelheit und sei ihnen Licht.
Für alle Armen und für alle, die den Armen helfen.
Ruf: Sende aus deinen Geist …
Für alle, die unglücklich sind, und für alle, die trauern. Sei ihnen Trost und Halt.
Für alle, die an Depressionen leiden und kaum noch Sinn im Leben erkennen können. Führe sie zu neuer Zuversicht.
Ruf: Sende aus deinen Geist …
Für alle, die krank sind. Schenke ihnen Heilung.
Für alle, die in sich selbst erstarrt sind. Löse ihre Erstarrung und lenke sie auf neue Wege.
Ruf: Sende aus deinen Geist …
Für unsere Kirche. Erfülle sie mit deinem Geist.
Für die, die uns in deine Ewigkeit vorausgegangen sind. Schenke ihnen den ewigen Frieden bei dir.
Ruf: Sende aus deinen Geist …
Gl All unsere Bitten fassen wir im Gebet des Herrn zusammen.
18 Gl Vaterunser
19 Alle Danklied: GL 347 »Der Geist des Herrn erfüllt das All«
20 Lek Schlussmeditation
Komm, Heiliger Geist,
und öffne unsere verschlossenen Türen.
Komm und wehe durch unsere ungelüfteten Innenräume
der Seele und des Herzens.
Verwehe unsere Ängste und Verzagtheiten,
verwehe unser Aber und nicht Jetzt,
und lass es hell werden
in unseren dunklen Ecken.
Weh uns raus aus unseren verschlossenen Räumen
und lockere unsere Zungen und unsere Hände,
dass wir Kinder des einen Geistes werden,
der der Welt den Frieden bringt.
Amen.
21 Gl Segensbitte
So wollen wir den Herrn um seinen Segen bitten:
Der Herr segne uns und behüte uns.
Der Herr lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig.
Der Herr wende uns sein Angesicht zu und schenke uns seinen Frieden.
Alle: Amen.
Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, komme auf uns herab und bleibe bei uns allezeit. Alle: Amen.
Martina Jung / Matthias Blaha (Predigt)