Einige Gedanken zur Andacht
und Vorbemerkungen
Krankheit und Leid, Sterben und Tod greifen
in das Leben der Gesellschaft. Doch
sie brechen in konkrete Biographien und
Beziehungen ein. Erkrankte und Tote sind
keine statistischen Zahlen. Erkrankte und
Verstorbene haben Angehörige, sind geliebt
und mit vielen verbunden. Erkrankte
und Tote werden vermisst, sie fehlen ihren
Verwandten, sie fehlen als Freundinnen und
Freunde, als Kollegen und Mitarbeiterinnen,
als Nachbarn, als Schwestern und Brüder.
Wir brauchen Trost und Halt. Krankheit
und Leid, Sterben und Tod greifen in
das Leben und unsere Beziehungen. Durch
diese Andacht sollen Sie sich versichert wissen,
in der Gemeinschaft der Kirche begleitet
und im Gebet miteinander verbunden
zu sein.
In dem Text aus der frohen Botschaft
nach Johannes hören wir, wie durch Christus
Jesus Leid und Tod ins Leben führen.
Johannes bezeugt eindringlich, wie in Jesus
sich die Lebenskraft Gottes erweist, durch
die wir alle sind. Dabei geht es dem Evangelisten
nicht in erster Linie darum, eine
vergangene historische Begebenheit zu
überliefern, nein, in erster Linie erzählt er
von uns. Er möchte unseren Blick weiten
über erkennbare Fakten hinaus, unsere
Gewissheit festigen, nicht mit dem Tod von
Gott aufgegeben zu sein, sondern in seiner
Liebe zu bleiben – unabhängig von Leid
und Sterben. Wie Lazarus aus dem Grab
gerufen wird, offenbart, dass unser Leben
zur Auferstehung gerufen ist, unser Dasein
sich nicht im Nichts verliert.
Der Text aus dem Johannesevangelium
wird durch Verse aus den Psalmen
aufgebrochen zu einer persönlichen Zusage
für uns Lebende und für unsere
Verstorbenen. Diese Verse reichen uns
Worte, wollen uns zum Sprechen bringen
und ins Beten führen, in einen Dialog
mit Gottes schweigender Gegenwart. Sie
sind aus Leid und Not geboren, sind im
jahrhundertelangen Beten getränkt mit
menschlichen Schicksalen und bieten sich
für unsere Klage, Verzweiflung und Ohnmacht
an. Auch stützen sie unsere Hoffnung
und unseren Glauben, denn trotz
aller Leiderfahrung dringt aus ihnen die
unerschütterliche Gewissheit, in Gottes
Erbarmen getragen und in seiner Barmherzigkeit
aufgehoben zu bleiben.
Wir brauchen Trost und Halt. Trauer
und Klage verbinden uns, Vertrauen und
Hoffnung tragen, Liebe und Glaube eröffnen.
Sorgen und Ängste erschüttern, Trauer
und Klage suchen nach Worten, suchen
nach Orten:
-
nach Orten und Worten für die Betroffenheit,
- nach Orten und Worten für Anteilnahme
trotz begrenzter Kontaktmöglichkeiten,
- nach Orten und Worten für die Suche
nach Halt und Trost,
- nach Orten und Worten für die Sorge
um die Betroffenen, in ihrem Alleinsein
nicht allein (gewesen) zu sein,
- nach Orten und Worten, die den Glauben
stärken auf Vollendung, die die
Hoffnung fassen, aufgehoben zu bleiben
im Geheimnis des Lebens.
Diese Andacht versucht, für verschiedene
Orte Worte zu geben. Sie nährt sich aus
der Kraft der biblischen Botschaft.
Lieder und Gebete sind den Gegebenheiten
vor Ort bzw. den eigenen Möglichkeiten
anzupassen, zu ergänzen bzw. auszutauschen.
Auswahlmöglichkeiten finden
sich am Ende der Andacht.
Eröffnung
-
Eine Kerze entzünden, dazu ein Bild,
einen erinnernden Gegenstand aufstellen.
- Einführende Worte: Wir kommen zusammen,
um einander beizustehen, weil
wir unserem/unserer/unseren Verstorbenen
gedenken wollen. Wir kommen zusammen,
weil wir Trost und Antworten suchen.
Wir kommen zusammen, weil dieser Tod
uns schwer belastet und verwundet zurücklässt.
Wir wollen an ihn/an sie denken
und uns der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen.
- Kreuzzeichen, liturgischer Gruß
- Gebet:
Du Gott des Lebens,
dich rufen wir an.
Wir wissen um deine Gegenwart,
die unser Leben trägt im Guten und
Schönen,
aber auch im Schweren, im Leiden und
Sterben.
Wir glauben, dass sich in deiner Gegenwart
sogar der Tod ins Leben wandelt, dass
unser Leiden aufgehoben ist in Christi
Leiden.
Wir hoffen, dass du aus Sterben und
Tod rufst zur Auferstehung.
In dieser Hoffnung vertrauen wir uns
dir an
und legen dir unsere/n Verstorbene/n
ans Herz,
in welchem er/sie getragen ist/sind von
Anbeginn
durch Christus, unsern Herrn. Amen.
-
Lied: Wer unterm Schutz des Höchsten
steht (GL 423,1/KG 542,1)
oder: Kleines Senfkorn Hoffnung, Str. 1–2
(GL-Diözesanteile)
- Gebet (z. B. als Wechselgebet):
Wir beten in der Gewissheit, dass Gott
sich der Klage und der Not annimmt:
Nahe ist der Herr allen, die ihn rufen,
allen, die ihn aufrichtig rufen. (Psalm
145,18)
Zu dir, Herr, will ich rufen
und zu meinem Herrn um Gnade flehn.
(Psalm 30,9)
Meine Seele zerfließt vor Kummer.
Richte mich auf nach deinem Wort!
(Psalm 119,28)
Erhöre mich, Herr, denn gut ist deine
Huld,
wende dich mir zu in deinem großen
Erbarmen! (Psalm 69,17)
Wende dich mir zu und sei mir gnädig;
denn ich bin einsam und arm! (Psalm
25,16)
Verbirg dein Angesicht nicht vor mir!
Wenn ich in Not bin, wende dein Ohr
mir zu!
Wenn ich dich rufe, eile und erhöre
mich! (Psalm 102,3)
Verkündigung und Gebet
-
Einführung zum Evangelium: Maria
und Marta aus Betanien sind in Trauer. Ihr
Bruder Lazarus ist nach schwerer Erkrankung
verstorben. Sie hoffen auf Jesus. Ihn
haben sie gerufen. In unsere Trauer und
Fragen, in unsere Hilflosigkeit und Ohnmacht
beziehen wir Jesus mit ein, der uns
Hoffnung schenkt: Jesus ruft ins Leben.
- Evangelium: Joh 11,32–43
- Lied: Wer unterm Schutz des Höchsten
steht (GL 423,2/KG 542,2)
oder: Kleines Senfkorn Hoffnung, Str. 3
(GL-Diözesanteile)
- Gebet (z. B. als Wechselgebet):
Wir beten in der Gewissheit, dass diese
frohe Botschaft Zusage ist für unsere/n Verstorbene/n und für uns:
Du bist mein Schutz und mein Schild,
ich warte auf dein Wort. (Psalm 119,114)
Meine Seele wartet auf meinen Herrn
mehr als Wächter auf den Morgen. (Psalm 130,6)
Denn du überlässt mein Leben nicht
der Totenwelt;
du lässt deinen Frommen die Grube
nicht schauen. (Psalm 16,10)
Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt,
mein Trauergewand hast du gelöst
und mich umgürtet mit Freude. (Psalm 30,12)
Ja, du hast mein Leben dem Tod entrissen,
mein Auge den Tränen, meinen Fuß
dem Straucheln. (Psalm 116,8)
So gehe ich meinen Weg vor dem Herrn
im Land der Lebenden. (Psalm 116,9)
-
Fürbitten:
In den Worten der Bibel kommen unsere
Bedrängnisse, unser Kummer, kommt
das Schwere zu Wort, aber in den Worten
der Bibel hören wir von der Hoffnung und
Gewissheit für jedes Leben. Sie sprechen
in unsere Situation hinein. Sie bezeugen:
Leid und Not, Krankheit und Sterben
werden in Christus Jesus zum Leben gerufen.
So können wir uns wie Marta und
Maria voll Vertrauen an Jesus wenden:
-
einen Namen nennen,
- ein Wort des Herzens aussprechen,
- ein Anliegen formulieren.
-
Vaterunser
Abschluss
-
Segen:
In deinem Segen, Gott,
wandelt sich unsere Finsternis in Licht,
wendet sich unsere Bedrängnis in Zuversicht,
findet unsere Trauer Trost.
In deinem Segen, Gott,
quillt Mitleid aus unseren Tränen,
erwächst Hoffnung aus unserer Not,
singt der Tod vom Leben.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
in deinem Licht schauen wir das Licht.
(Psalm 36,10)
-
Lied: Wer unterm Schutz des Höchsten
steht (GL 423,3/KG 542,3)
oder: Kleines Senfkorn Hoffnung, Str. 4–5
(GL-Diözesanteile)
Weitere Auswahlmöglichkeiten
Lieder
- Jesus Christus: GL 356–378/KG 192–214
- Vertrauen und Trost: GL 414–435
- Bitte und Klage: GL 436–441
- Vertrauen und Bitte: KG 541–567
- Tod und Vollendung: GL 500–518/KG 727–733
- Maria als Fürsprecherin: GL 520; 530; 534; 536/KG 763; 766; 758
Andachtsabschnitte aus dem GL
-
Glaube/Hoffnung/Liebe: GL 677,3.4.6
- Krankheit und Not: GL 680,5
- Trauer und Klage: GL 680,7
- Tod und Vollendung: GL 680,8
Gebete aus dem KG
- Litanei für Verstorbene: KG 808
- Im Angesicht des Todes: KG 736
- weitere
Verweise auf Lieder und Gebete finden sich unter KG 737