Zusammenfassung / Summary
Im Tempelweihebericht in 1 Kön 8 finden sich mehrere Anspielungen und Verweise auf Passagen der Bücher Exodus und Deuteronomium, die sich auf Israels Gründungsgeschichte am Berg Sinai/Horeb und in den Ebenen von Moab beziehen. Dieser Artikel widmet sich der Frage, wie Redaktoren das Ereignis der Tempelweihe mit den im Pentateuch beschriebenen Gründungsereignissen in Beziehung setzten. Verschiedene Interpretationsmuster werden aufgezeigt. Redaktoren stellten das Ereignis der Tempelweihe als Ende von Israels Wanderschaft und als Beginn einer neuen Ära dar, an dem sich mehrere mosaische Verheißungen endlich erfüllten. Zugleich betonten sie auf unterschiedliche Weise, dass das Ereignis der Tempelweihe in Kontinuität mit Israels Geburtsstunde am Berg Sinai/Horeb zu verstehen ist. Sie zeichneten König Salomo als jemanden, der in den Fußstapfen Moses stand, sich an dessen Lehre orientierte und mit dessen Worten betete. Letzteres hat Bedeutung für die von M. Noth und anderen Kommentatoren aufgeworfene Frage, welche Zukunfts- und Hoffnungsperspektiven die Bücher der Könige zu bieten haben.