Während Franz Kafka sich niemals völlig vom Judentum distanzierte, lehnte Simone Weil zumindest das biblische Judentum sowie ihr eigenes Jüdischsein völlig ab. Der Gott des Ersten Testaments war für sie ein kollektiver Götze, ein Gott der Macht, der Grausamkeiten befahl. Beide Schriftsteller verbindet jedoch die Vorstellung, dass der Mensch als solcher sündig ist. Wie aber kann die menschliche Existenz schuldig sein, noch vor jeder bösen Handlung, wenn das Leben gottgewollt ist? Dorothee Seelhöfer, Weil-Biografin und Studienrätin, veranschaulicht die Gemeinsamkeiten Kafkas und Weils anhand ihrer Literatur.
Von Dorothee Seelhöfer