So leite ich zwei Häuser mit zwei Altersgruppen

Zwei Einrichtungen zu managen, erfordert von der Leitungskraft größtmögliche Flexibilität. Zeitgleich muss sie Probleme bearbeiten, Prozesse anstoßen und Freiräume zugestehen. Die Autorin erzählt von dem Kraftakt, eine Balance zwischen beiden Häusern mit ihren 27 Fachkräften herzustellen.

So leite ich zwei Häuser mit  zwei Altersgruppen
© SeanShot – GettyImages;

Vor drei Jahren eröffnete gegenüber von unserem Kindergarten mit fünf Gruppen auf der anderen Straßenseite unsere zweite Einrichtung als Krippe mit drei Gruppen. Zu Beginn musste ihr Team viele Aufgaben gleichzeitig bewältigen: Räume einrichten, Kolleg:innen einarbeiten und neue Kinder und ihre Familien eingewöhnen. Nebenher waren regelmäßig konzeptionelle Beratungen an der Tagesordnung. Das neu gebildete Krippenteam benötigte häufiger Besprechungen mit ihrer stellvertretenden Leitung und mir, aber auch Zeit, sich als Team zu finden und ins neue Arbeitsumfeld einzuleben.

Jede Situation erfordert eine eigene Teamform

In beiden Einrichtungen gibt es verschiedene Teamgruppen, von denen jede ihre Zeit bekommen muss. Daher achten wir auf einen wöchentlichen Wechsel der Teamform. Das setzt ein flexibles Leitungsteam voraus, das sich abstimmt und Besprechungen gut vorbereitet und moderiert. Es besteht bei uns aus der Gesamtleitung sowie einer Stellvertretung Kindergarten und einer Stellvertretung Krippe. Situativ müssen wir einschätzen, welches Teamformat gerade benötigt wird. Wir haben ein Kindergartenteam, Krippenteam, Gesamtteam sowie Gruppenkleinteams und Bereichsteams. Diese werden immer von Kindergarten und Krippe besetzt und erarbeiten Aktivitäten und Projekte etwa zu Sprache, Forschen, Qualität. Im Alltag hat sich gezeigt, dass wir unser Informationsmanagement neu aufstellen müssen, damit alle zeitnah auf aktuellem Stand sind.

Informationswege brauchen Vielfalt und Regeln

In beiden Einrichtungen gibt es das sogenannte Küchenbuch, in dem tagesaktuelle Informationen in ein Raster für Urlaube, Geburtstage, Krankheit, Fortbildungen, Raumbelegung und weitere Infos eingetragen werden. Wie der Name sagt, liegt das Buch in der Küche und jedes Teammitglied informiert sich beim Kommen oder zwischendurch über Neuigkeiten. Neben Telefonaten nutzen wir eine Info-App für Allgemeines und Protokolle und besprechen uns täglich kurz. Da wir uns über die Wichtigkeit unserer Kommunikation einig sind, haben wir uns auf Regeln für wertschätzende Kommunikation verständigt: 

  • Informationsweitergabe erfolgt klar und zeitnah;
  • bei Konflikten im Team wird direkt das Gespräch gesucht;
  • alle Botschaften sind „Ich-Botschaften“;
  • wichtige Regelungen werden gemeinsam getroffen;
  • offene Haltung/Kommunikation erfordert Mut, Dinge klar anzusprechen;
  • alle sind gefragt, an guten Lösungen mitzuwirken;
  • Feedbacks werden zeitnah gegeben, Situationen sachlich geschildert, nicht bewertet;
  • die Fehlerkultur ist transparent inklusive Humor und Augenzwinkern.

Rituale erleichtern und bereichern den Arbeitsalltag

Für unsere Teamsitzungen haben wir uns darauf geeinigt, dass sie im rollierenden System vorbereitet und protokolliert werden. Konkret bedeutet das, für jedes Teammitglied einen großen Stuhl zu besorgen und Beistelltische mit Nervennahrung und Blumen zu richten. Hat jemand aus dem Team Geburtstag, so gibt es in der Küche einen Geburtstagstisch mit Geschenk und Karte. Nimmt sich das „Geburtstagskind“ frei, so schicken wir ihm ein Video, das immer die jeweiligen Gruppenkolleg:innen organisieren. Kommt eine Fachkraft neu in die Einrichtung, so bekommt sie traditionell eine eigene Tasse geschenkt.

Prozesse und Räume können kreativ gestaltet werden

Um den Austausch anzuregen, starten wir zum Beispiel jede Teambesprechung mit einer Blitzrunde zu der Frage: „Was ist in den Gruppen gerade los?“ Auch die Aufteilung der Räume ist bei uns Thema: So wird das Personalzimmer im Kindergarten ausschließlich als Arbeits- oder Pausenraum genutzt und ist dementsprechend attraktiv mit Sofa, Sessel und Essbereich ausgestattet. Dort befinden sich auch die Personalpostfächer. Die Arbeitszeit kann in beiden Häusern erfasst werden. An den PC-Plätzen kann mithilfe einer Workspace-App und eines Netzwerkdruckers flexibel und sicher gearbeitet werden. Eltern- und Mitarbeiter:innen-Gespräche finden in der Krippe statt. So sind die Besprechungsräume beider Häuser optimal ausgelastet. Inhouse-Fortbildungen veranstalten wir für Kindergarten und Krippe zusammen, alle anderen Fortbildungen werden individuell gebucht. Gemeinsame Aktionen außer Haus wie den Planungstag verlegen wir zum Beispiel in die Begegnungsstätte der Gemeinde. Den Weg dorthin legen wir gemeinsam zu Fuß zurück und denken uns unterwegs kleine Aufgaben aus. Für jede Gelegenheit suchen wir passende Räumlichkeiten, in denen alle gut Platz haben. Unsere Methoden, um gemeinsam Ziele zu erarbeiten, gestalten wir abwechslungsreich und zelebrieren unsere Erfolge. Um alle mitzunehmen, beziehen wir in Planungen und wichtige Besprechungen auch Teilzeitkräfte mit weniger als 20 Stunden ein. Indem das Leitungsteam alle Prozesse begleitet und Synergieeffekte fördert, sind sie für alle Teammitglieder transparent. Natürlich müssen Regeln und Rituale regelmäßig überprüft und angepasst werden. Dies einzufordern, gelingt uns vom Leitungsteam aber meist auf charmante Art und Weise. Dass ich bei Engpässen das Personal einrichtungsübergreifend einsetzen kann, ist eine unschätzbare Ressource. Gegenseitige Unterstützung sowie persönliche Kompetenzen der Kolleg:innen bereichern die pädagogische Arbeit und das Teamleben. Freiräume der Gruppen halte ich für ebenso wichtig wie gemeinsame Werte. Blicke ich in die große Runde, so freue ich mich über die verschiedenen Charaktere, ihr Engagement, die offene Atmosphäre und die Chancen jedes Veränderungsprozesses.

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